E-Prix: Berner Stadtregierung würde heute andere Rennstrecke wählen
Das Wichtigste in Kürze
- Rückblickend würde sich die Berner Regierung für eine andere E-Prix-Strecke entscheiden.
- Das schreibt sie in der Auswertung zum Grossanlass.
Fände in Bern nochmals ein Formel-E-Grandprix statt, würde er auf einer anderen Strecke durchgeführt als am Rand der Altstadt im Obstbergquartier. Das schreibt die Berner Stadtregierung in ihrer Auswertung des Grossanlasses von Mitte Juni.
«Rückblickend muss die Streckenführung klar als zu ambitiös bezeichnet werden», heisst es im 15-seitigen Dokument, welche die Stadt Bern am Freitag auf ihrer Internetseite publizierte. Das Rennen vom 22. Juni sei zwar sportlich interessant gewesen und habe für einzigartige Bilder von Bern in der ganzen Welt gesorgt.
Die Rennstrecke habe aber auch zu engen Verhältnissen geführt und zu Quartierbewohnern, welche sich eingeschlossen gefühlt hätten.
Insgesamt «positive Bilanz»
Insgesamt zieht die Berner Stadtregierung aber ein «insgesamt positives Fazit» der Veranstaltung, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Schätzungsweise 130'000 Personen hätten ein Rennen besucht, das in friedlicher Stimmung über die Bühne gegangen sei.
Der Anlass habe auch die Diskussion rund um Elektromobilität und neue Technologien angestossen und so die Bevölkerung zusätzlich für das Thema Mobilität der Zukunft sensibilisiert. Das sei etwas, was die Berner Stadtregierung mit dem Rennen in Bern habe bewirken wollen.
Auch die Planung des Anlasses sei gut gewesen, doch in der konkreten Umsetzung der Planung habe es etliche Schwierigkeiten gegeben. So habe der Veranstalter in den zwei Wochen vor dem Rennen Abmachungen nicht eingehalten und Einwohner und Gewerbe seien ungenügend informiert gewesen.
Der öffentliche Verkehr habe wegen des Rennens nicht in der sonst üblichen Qualität funktioniert. Die Rede ist auch von überdimensionierten Tribünenbauten. Die Signalisation der Umleitungen würde die Stadt Bern in Zukunft selber übernehmen.
Von Anfang an kritisch betrachtet
Im rot-grünen Bern war der Anlass von Anfang eher kritisch betrachtet worden. Kritiker monierten, der Grossanlass sei überhaupt nicht nachhaltig, denn um die gigantische Infrastruktur nach Bern zu karren, brauche es Tausende von Lastwagenfahrten.
Auch die saudiarabischen Sponsoren der Serie sorgten für Kritik. Das erzkonservative Land erkaufe sich so ein grünes Mäntelchen, hiess es.
Als klar wurde, was auf das Obstbergquartier zukam, entlud sich der Unmut zwei Tage vor dem Rennen an einer Velodemo auf der Rundstrecke. Daran beteiligten sich rund tausend Personen. Während dieser Kundgebung rissen einzelne Teilnehmer grossflächig Bandenwerbung ab und Kabel wurden durchtrennt.
Der Veranstalter schätzt die Schadensumme auf 400'000 Franken und gab Ende Juni bekannt, er werde Strafanzeige einreichen.