Ferrari: Die Formkrise kommt zum schlechtesten Zeitpunkt
Bei Ferrari befürchtet man, in der Formel 1 hinter Mercedes und Red Bull zurückzuliegen. Die Formkrise kommt zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt. Eine Analyse.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei Ferrari rechnet man damit, hinter Mercedes und Red Bull zurückzuliegen.
- Der neue Formel-1-Renner der Scuderia ist wohl kein WM-Kandidat.
- Das Timing der Ferrari-Formkrise hätte schlechter nicht sein können. Eine Analyse.
2017 war Ferrari in einer hervorragenden Ausgangslage im Kampf um den WM-Titel. Den Umstieg auf die neuen Aerodynamikregeln erwischte die Scuderia damals genau richtig. Zudem hatte man in Sachen Motorleistung zu Mercedes aufgeschlossen – und konnte lange mit den Silberpfeilen mithalten. Erst zum Saisonende hin fiel der Titelangriff von Sebastian Vettel – auch selbstverschuldet – in sich zusammen.
Drei Jahre später steht die Scuderia vor einem Krisenjahr – oder besser gesagt, vor zweien. Denn einen schlechteren Zeitpunkt für eine Fehlkonstruktion, wie sie der neue SF1000 sein soll, hätte man sich nicht aussuchen können. Aufgrund der Corona-Krise bleibt die Auto-Entwicklung weitestgehend eingefroren. Das heisst: Ferrari muss auch die Saison 2021 mit dem aktuellen Renner in Angriff nehmen.

Das lange Warten seit dem letzten Titel
Die Sorgenfalten in Maranello sind tief, denn die Scuderia wartet schon dreizehn Jahre auf einen WM-Titel. Der letzte Formel-1-Weltmeister in Rot war Kimi Räikkönen im Jahr 2007. Seither verpassten Felipe Massa, Fernando Alonso und Sebastian Vettel teils nur hauchdünn die WM-Krone.
Die Ergebnisse der Wintertestfahrten in Barcelona lassen für Ferrari-Fans Schlimmes befürchten. Mercedes wird auch 2020 das Mass der Dinge sein, nicht nur dank des Lenkungszaubertricks. Und vieles spricht dafür, dass sich auch Red Bull an der Scuderia vorbeigedrängt hat. Schon zum Ende des Vorjahres waren die Bullen Mercedes-Jäger Nummer eins – das dürfte auch dieses Jahr so sein.

In der Saison 2021 ist nicht mit grossen Kräfteverschiebungen zu rechnen. Einerseits ist die Entwicklungsarbeit, die die Teams betreiben dürfen, stark begrenzt. Andererseits gilt bereits ab nächster Saison die Budgetbegrenzung von rund 150 Millionen Franken pro Jahr. Ferrari kann sich also auch nicht mit einem finanziellen Megaaufwand zurück nach vorne arbeiten.
Ferrari zum falschen Zeitpunkt in der Krise
Das Timing der Ferrari-Krise hätte schlechter nicht sein können. Hätte man 2017 den Entwicklungsstand eingefroren, wäre die Scuderia nahezu auf Augenhöhe mit Mercedes stehengeblieben. So startet man die Saison bereits mit einem erheblichen Rückstand – und muss hoffen, nicht von hinten eingeholt zu werden. Racing Point (mit seinem pinken Mercedes) sowie McLaren und AlphaTauri sahen in Barcelona stark aus.
Der einzige Hoffnungsschimmer: Mit Charles Leclerc und Carlos Sainz hat Ferrari ab 2021 zwei hungrige Jungstars. Sainz bringt zudem einiges an Erfahrung mit, was Entwicklungsarbeit betrifft. Der Spanier hat sich bei McLaren einen Ruf als zuverlässiger, fleissiger Arbeiter gemacht. Diese Qualitäten werden bei Ferrari in Zukunft wohl gefragt sein.