Christian Stucki: Sein letzter Schlussgang-Gegner liess ihn gewinnen
Christian Stucki gewinnt sein allerletztes Schwingfest in Lyss BE. Massgeblichen Anteil an seinem Happy End hat Schlussgang-Gegner Christian Gerber.
Das Wichtigste in Kürze
- Christian Stucki gewinnt bei seiner Schwing-Dernière in Lyss BE.
- Sein Schlussgang-Gegner Christian Gerber gibt danach zu, dass er Stucki siegen liess.
- Nöldi Forrer sagt: «Das gibt Stuckis Abschied einen faden Beigeschmack.»
Es ist das perfekte Drehbuch: Christian Stucki steigt bei seinem Heimfest, dem Seeländischen, zum letzten Mal in die Zwilchhosen. Der König schafft es in den Schlussgang, gewinnt diesen kurz vor Schluss. Und beendet seine Karriere mit einem Sieg – das Publikum klatscht, bei Stucki fliessen die Tränen.
Nun kommt aus: Schlussgang-Gegner Christian Gerber (32) hat massgeblichen Anteil an diesem Drehbuch...
Stuckis Schlussgang-Gegner: «Ich sagte Chrigu: Hü, nimm mich!»
Im vierten Gang treffen die beiden zum ersten Mal an diesem Sonntag aufeinander. Christian Gerber bodigt seinen Namensvetter, fügt ihm die erste und einzige Niederlage zu.
«Ich habe die ganze Arena hässig gemacht auf mich», sagt der Fleischfachmann nach dem Gang mit einem Lächeln zum «Blick». «Wenigstens war es nicht Stuckis letzter Gang.»
Kurz darauf vergeht Gerber aber das Lachen. Denn: Er steht im Schlussgang – und trifft dort erneut auf Stucki. Denn: Es sei Schwingerehre, einen Abtretenden im letzten Gang der Karriere gewinnen zu lassen. Diese Regel gelte vor allem, wenn beispielsweise beide den Kranz schon auf sicher hätten, erklärt Gerber.
Der Schlussgang läuft schon mehrere Minuten. Ein Gestellter würde beiden nichts bringen, Adrian Walther (21) und Matthieu Burger (21) würden erben. Gerber würde seinen ersten Festsieg verpassen, Stucki den Sieg zum Abschluss.
Gerber entscheidet sich schliesslich für Letzteres. 30 Sekunden vor Schluss liegt er im Sägemehl. «Mir war klar, ein Gestellter bringt uns beiden nichts. Also habe ich Chrigu in der letzten Minute gesagt: So, hü, nimm mich.»
Stucki weiss das zu schätzen. «Merci. Merci, Chrigu», sagt er zum «Blick».
König Forrer: «Abschied von Christian Stucki hat einen faden Beigeschmack»
Christian Stucki bedankt sich. Und auch der Grossteil des Lysser Publikums dürfte die Aktion begrüssen. Nöldi Forrer, Schwingerkönig 2001, schüttelt hingegen den Kopf. Nicht wegen des «Ergebens» von Gerber.
Aber: «Wenn du sowas machst, dann musst du still sein. Es muss ja niemand wissen. Dann musst du Stuckis Abschied geniessen können mit ihm. Und nichts sagen.»
Forrer glaubt, dass dies ein schlechtes Bild auf den Schwing-Sport werfen könnte. «Chrigu wäre der Held gewesen, egal wie dieses Fest ausgegangen wäre. Nun hat sein Abschied einen faden Beigeschmack.»