ATP Cup: Tennis-Fans kritisieren neues Format heftig
Die ATP lanciert ein neues Länderturnier. Unter ihrer Flagge sollen die Topspieler gegeneinander antreten. Bei den Fans will aber keine Euphorie aufkommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ATP Cup soll ab 2020 jeweils im Januar in Australien stattfinden.
- Die Kritikpunkte am Turnier sind vielfältig.
- Einige Spieler sind von vornherein ausgeschlossen, die Punktevergabe ist merkwürdig.
Gestern veröffentlichte die ATP die Regeln zum «ATP Cup», einem neuen Länder-Teamwettbewerb. Dieser soll anstelle des traditionsreichen Hopman Cup im Januar 2020 erstmals in Australien ausgetragen werden.
Sit back, relax and enjoy our quick lesson on all things #ATPCup 👨🏫 pic.twitter.com/JngF2vPUeK
— ATPCup (@ATPCup) May 21, 2019
Eine Euphorie, die sich nicht einstellen
Die ATP gibt sich Mühe, Euphorie zu entfachen, doch sie stösst bei den Fans auf grossflächige Ablehnung.
Gründe dafür gibt es einige. Da ist zunächst das Geldmacherei-Argument. Der ATP gehe es nur darum, möglichst viel Kohle scheffeln zu können. Ein Punkt, der nicht so einfach von der Hand zu weisen ist.
Denn theoretisch müsste sich der ATP Cup unheimlich gut vermarkten lassen.
I have to admit, I'm digging these ATP cup designs.. Dont know what else I like about it though. pic.twitter.com/FPGVjre2Id
— ... (@ilantennis) May 21, 2019
Die Elite hat auch so genug Geld
Dringlicher als weitere 15 Millionen Dollar unter den Topspielern zu verteilen, wäre eine Reform, die eine breitere Spitze ermöglicht.
Denn aktuell ist es für Profis ausserhalb der Top 100 schwer, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Weil die Preisgelder oben hoch sind, dann aber rapide abfallen.
So if Japan qualifies and Greece does not, then Nishikori has one extra event to count towards his ranking compared to Tsitsipas, thus a higher chance a qualifying to ATP Finals, solely because Japan has other ranked players.
— Diego Miranda (@DiegoMB27) May 20, 2019
Did you think this through @ATP_Tour ?
Die Regeln sind unfair und konfus
Die Regeln sorgen ebenfalls für Stirnrunzeln. Teilnehmende Länder müssen nämlich mit zwei Topspielern antreten.
Das ist Pech für Stefanos Tsitsipas (Weltnummer 6), der nicht wird teilnehmen können. Weil es in Griechenland keine weiteren Topspieler gibt. Kei Nishikori (Weltnummer 7) kann dagegen mit Yoshihito Nishioka (Weltnummer 71) teilnehmen.
Ein riesiger Vorteil im Kampf um die begehrten Plätze an den World Tour Finals der besten acht Spieler der Welt.
Die Punkteverteilung ist absurd
Anders als gewohnt, erhält man Punkte nicht nur für das Erreichen einer Runde oder den Sieg. Die Anzahl ist auch von der Klassierung des Gegners abhängig.
Mehr Punkte für den Viertelfinal als für den Final
Das kann (und wird) zu völlig absurden Situationen führen. Man bekommt für einen Viertelfinalsieg unter Umständen mehr Punkte als für einen Finalsieg. Siegt man im Viertelfinal gegen einen Top-10-Spieler, erhält man 120 Punkte. Schlägt man im Final einen Spieler zwischen Rang 51 und 100, gibts dafür nur 75 Punkte.
Weiterer Kritikpunkt: Obwohl die Spieler als Team antreten, richten sich die Startgagen ebenfalls nach dem Rang in der Weltrangliste. Und nach der team-internen Abstufung.
Wer hat, dem wird gegeben
Beispiel Kanada: Milos Raonic (ATP 17) bekäme als Nummer Eins 150'000 Dollar, Denis Shapovalov (ATP 23) als Nummer Zwei 75'000 Dollar. Und Félix Auger-Aliassime (ATP 28) als Nummer Drei nur 20'000 Dollar.
Das, obwohl die drei Kanadier in der Weltrangliste relativ nahe zusammen sind.
Die Reaktionen der ATP-Profis sind bisher verhalten positiv, wirken aber nicht überzeugt. Man darf auf die erste Austragung gespannt sein.