Cori Gauff: Das ist das neue Tennis-Wunderkind
In Wimbledon sorgt derzeit eine 15-jährige Qualifikantin für Furore: Cori Gauff. Der rasante Aufstieg des Supertalents ist kein Zufall.
Das Wichtigste in Kürze
- Bisher gab Gauff in Wimbledon in fünf Matches noch keinen Satz ab.
- Die Williams-Schwestern und John McEnroe sind begeistert von der jungen Amerikanerin.
- Gauff wurde der Sport in die Wiege gelegt. Ihre Eltern planen ihre Karriere sorgfältig.
Ein Name ist in aller Munde, der vor Turnierbeginn in Wimbledon wohl nur eingefleischten Tennis-Fans ein Begriff war: Cori Gauff, genannt «Coco». Die 15-Jährige sorgte bereits vor dem Turnier für Schlagzeilen. Sie war die jüngste Spielerin, die sich je durch die Qualifikation ins Hauptfeld spielte.
Dass sie keine Eintagsfliege ist, bewies Gauff mit ihrem Erstrundensieg über Altstar Venus Williams (WTA 44). Diesem liess sie den Zweitrundentriumph über Magdalena Rybarikova (WTA 139) folgen.
The journey continues…
— Wimbledon (@Wimbledon) July 3, 2019
15-year-old @CocoGauff beats former #Wimbledon semi-finalist Magdalena Rybarikova in straight sets to book her place in the third round pic.twitter.com/60juztgXej
Die überraschende Wildcard für Cori Gauff
Damit gab Cori Gauff in fünf Partien in Wimbledon noch keinen einzigen Satz ab. Und das bei ihrem Debüt, für das sie ohne Wildcard nicht einmal die Qualifikation hätte bestreiten können. Eigentlich war sie schon auf dem Weg nach Südfrankreich gewesen, um während Wimbledon in Patrick Mouratoglous Tennis-Akademie zu trainieren. Dann erhielt sie den überraschenden Anruf der Turnierleitung.
Williams: «Bitte nicht gegen Gauff!»
Kein Wunder, hat die junge Amerikanerin jetzt Lust auf mehr: «Ich war nicht überrascht, dass ich gewonnen habe», sagte sie nach dem Sieg über Williams. «Mein Vater hat mir gesagt, dass ich das kann, als ich acht war. Mein Ziel ist es, Wimbledon zu gewinnen», so die selbstbewusste 15-Jährige, die zu Saisonbeginn die Weltnummer 875 war.
Dass sie das Zeug zum Wimbledon-Sieg hat, attestieren ihr auch Konkurrentinnen und Experten. Venus Williams sagte, als sie erfuhr, sie müsse gegen eine Qualifikantin spielen: «Bitte nicht gegen Coco Gauff. Das ist, wie wenn ich gegen mein Spiegelbild spielen würde.» Damit meinte die ältere der Williams-Schwestern auch den Spielstil, der eleganter und weniger brachial ist als derjenige der jüngeren.
«Mädchen werden bald Poster von ihr an die Wand hängen»
A propos: Auch Serena ist begeistert von Cori Gauff, die die 23-fache Grand-Slam-Siegerin als ihr Vorbild bezeichnet. «Ich liebe Coco und ihre Familie, sie sind super lieb. Ihr Vater ist einfach ein super Typ und Coco ist grossartig und sehr cool.»
«Ehrlich gesagt, ich fühle mich geehrt, dass sie früher Poster von mir an ihrer Wand hatte», so Williams weiter. «Schon bald wird sie an der Wand von anderen Mädchen hängen.»
In den Himmel gelobt wird Gauff von Tennis-Legende und «BBC»-Experte John McEnroe.
«Sie ist nicht nur körperlich schon extrem weit, sondern auch mental. Sie macht nicht den Eindruck einer 15-Jährigen, so wie sie sich verhält und wie sie spielt. Ich sage das nicht einfach so, ich wäre absolut schockiert, wenn sie mit spätestens 20 nicht die Weltnummer Eins wäre. Ihr Spielweise, ihre Athletik, alles, was sie mitbringt, sind fantastisch», so McEnroe.
Eine weitsichtige Karriereplanung
Dass Gauff mit 15 bereits so weit ist, ist kein Zufall. Der Sport wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: 2004 wurde Cori in Delray Beach (USA) geboren, dem Austragungsort eines ATP-Turniers. Ihr Vater Corey spielte College Basketball für die Florida State University, ihre Mutter Candhi war Fünfkämpferin.
Ihre Eltern planen weitsichtig: Bei Mouratoglou trainierte Cori Gauff erstmals mit 10 Jahren. Das Management übernimmt «Team 8», die Agentur, die Roger Federer und Toni Godsick gründeten. Und die dafür bekannt ist, nur wenige, ausgewählte Athletinnen und Athleten unter Vertrag zu nehmen. Allein das ist schon ein Ritterschlag.
Nun gegen Polona Hercog
Heute Freitag (17.30 Uhr) kämpft Cori Gauff um den Einzug in den Achtelfinal von Wimbledon. Sie trifft auf Polona Hercog, die Nummer 60 der Welt. Nach den bisherigen Leistungen auf dem heiligen Rasen ist man versucht zu sagen: eine durchaus machbare Angelegenheit.
Derzeit ist Gauff die Weltnummer 313. Allerdings nicht mehr lange. Dank ihrer Erfolge auf dem heiligen Rasen wird sie in der Weltrangliste ungefähr 130 Plätze nach vorne springen. Gewinnt sie auch gegen Hercog, käme sie langsam in die Nähe der Top 100.
Ist Cori Gauff schon reif für Halep oder Azarenka?
Und dann träfe sie im Achtelfinal auf Simona Halep (WTA 7) oder Viktoria Azarenka (WTA 40). Ist Cori Gauff schon bereit für den Sieg gegen eine Top-Ten-Spielerin im besten Alter?
«Ich will die Beste aller Zeiten werden», sagte Gauff vor wenigen Tagen. Man ist versucht, ihr das zu glauben. Und selbst wenn sie in Wimbledon heute schon ausscheiden sollte: Sie hat alle Zeit der Welt.