Ladies Open Lausanne: Debüt für Simona Waltert sensationell
Simona Waltert feiert am Dienstag in Lausanne ihr Debüt in der WTA mit einer Sensation. Sie gewinnt gegen Julia Görges und deutet ihr grosses Potential an.
Das Wichtigste in Kürze
- Simona Waltert lanciert ihre WTA-Karriere in Lausanne mit einem grossen Coup.
- Die 18-Jährige bezwingt die als Nummer 1 gesetzte Deutsche Julia Görges.
- Waltert gilt als die nächste grosse Schweizer Tennis-Hoffnung.
Wenn auf der WTA-Tour die Nummer 25 gegen eine Spielerin ausserhalb der Top 500 spielt, ist der Spannungsgehalt meist gering. Der Klassenunterschied ist oft so gross, wie es die Rankingdifferenz erwarten lässt. Nicht so am Dienstag in Lausanne.
Simona Waltert (18), die Nummer 562 der Welt, ist dank einer Wild Card zum ersten Mal in einem WTA-Hauptfeld. Sie war entschlossen, Julia Görges nicht nur als Kanonenfutter zu dienen und in Lausanne ein erfolgreiches Debüt zu feiern.
Dies, obwohl «Jule» schon die Nummer 9 der Welt war und sieben Titel gewonnen hat. Und sie kann auf die Erfahrung von fast 800 Profispielen zurückgreifen.
Top seed Julia Goerges was forced to retire due to injury in her @WTA_Lausanne first round match.
— wta (@WTA) July 16, 2019
Wild card Simona Waltert moves on with a 6-7(5), 6-4, 3-2 ret. scoreline--> https://t.co/pgPtyvdl5I pic.twitter.com/e1BohTK1GV
Waltert verlor den ersten Satz knapp im Tiebreak. Danach lag sie zweimal mit Break hinten, schaffte aber mit 6:4 den Gleichstand. Als Görges beim Stande von 3:2, 30:0 für Waltert wegen Handgelenkschmerzen vorzeitig aufgab, konnte es die krasse Aussenseiterin kaum glauben.
Viele positive Antworten für die Zukunft
Natürlich hätte sie lieber einen Sieg über die volle Distanz errungen. Aber geschmälert wurde der Erfolg in Lausanne beim Debüt dadurch nicht. Und Waltert und ihr Coach, ex-Profi Stéphane Bohli, können aus dieser Partie ganz viel Wertvolles für die Zukunft mitnehmen.
Unter anderem die Erkenntnis, dass sie mit ihrem Tempo auch die Besten in Verlegenheit bringen kann. Dazu wirkt Waltert nervlich gefestigt und hat auch punkto Kondition keine Defizite.
Schon länger ist Waltert eine Spielerin, die von der Grundlinie auf Vor- und Rückhand beschleunigen kann wie nur wenige. Und dies tut sie dabei ohne grossen Aufwand. In letzter Zeit ist sie nun aber auch variabler geworden. So punktete sie gegen Görges auch in wichtigen Phasen mit Stoppbällen.
Ehrgeizig, aber doch locker
Entscheidend für ihre Entwicklung war wohl, dass sie vor Jahren aus Chur ins Verbandsleistungszentrum nach Biel zog. Natürlich begleitet von Mutter Claudia.
Abheben wird die Junioren-Wimbledon-Halbfinalistin von 2017 nun nicht, diese Prognose sei gewagt. Waltert ist zwar auf dem Platz ehrgeizig, daneben aber sehr locker und stets gut gelaunt.
Das Schweizer Tennis darf sich damit auf eine weitere Spielerin mit grossem Potenzial freuen. Am Donnerstag trifft sie auf eine andere, auf Jil Teichmann (WTA 90). Unabhängig vom Ausgang des Derbys wird Waltert auf ein erfolgreiches Ladies Open zurückschauen können. Sie wird nach Lausanne nach dem gelungenen Debüt im Minimum um etwa 100 Positionen vorrücken.
*Marco Keller ist ein profunder Kenner der Tennis-Szene. Er arbeitet hauptberuflich als Journalist für «Tamedia» und ist Chefredaktor von «Smash». Für Nau schreibt er gelegentlich Gastbeiträge zum Thema Tennis.