Wegen Donald Trump: Uni will US-Forscher in die Schweiz holen
Donald Trump streicht Forschungsgelder, weil Unis nicht nach seiner Pfeife tanzen. Einigen Forschenden geht das zu weit, sie kehren den USA den Rücken.

Das Wichtigste in Kürze
- Amerikanische Unis verlieren durch die Trump-Politik wichtige Forschungsgelder.
- Forschende kritisieren dieses Vorgehen und verlassen die USA.
- Einige europäische Unis werben aktiv für US-Forschende.
- Schweizer Hochschulen zeigen sich bis jetzt zurückhaltend.
Die Regierung unter Donald Trump geht hart gegenüber bestimmten Forschungsbereichen vor, die nicht mit seinem politischen Weltbild übereinstimmen. Darunter Themen wie Klimawandel oder die Rechte von Minderheiten.
Unter dem Vorwurf, Hochschulen würden unzureichend gegen Antisemitismus auf dem Campus vorgehen, hält Trump Forschungsgelder zurück.
Davon betroffen sind unter anderem renommierte Universitäten wie Harvard und Columbia.
Scharfe Kritik an Trump
Scharfe Kritik gegen diesen Kurs der US-Regierung übt Harvards Star-Professor Steven Pinker.
«Trumps Handeln ist die komplette Verachtung der Wissenschaft», sagt er in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».
Konkret: «Wenn er zum Beispiel einen Impfgegner zum Leiter des Gesundheitswesens macht: Das ist eine Verachtung des wissenschaftlichen Konsenses, wie wir sie seit langem nicht mehr erlebt haben.»

Und auch gegen die angebliche Woke-Sprache geht Trump vor: «Das ging so weit, dass sogar Arbeiten zur biologischen Vielfalt ausgesetzt wurden, nur weil sie zufällig das Wort Vielfalt enthielten.»
Forschende kehren USA den Rücken
Einige Forschende aus den USA habe nun genug und kehren dem Land den Rücken. Einer von ihnen ist Timothy Quigley. Der US-amerikanische Professor gibt seine Lehrtätigkeit an der University of Georgia auf.
Gemeinsam mit seiner Familie zieht er in die Schweiz. Er wird künftig an der IMD Business School in Lausanne tätig sein, wie die Zeitung ebenfalls berichtet. Es ist eine private Management-Universität.
Seine Begründung: Er wolle nicht, dass seine zehnjährige Tochter in einem solchen Umfeld aufwachse.
Ein Umfeld «in dem es normal ist, dass die Mächtigen es feiern, wenn Menschen mit anderer Hautfarbe oder sexueller Orientierung in Angst leben.»
Quigley wird wohl nicht der einzige Wissenschaftler sein, der in Lausanne landet. Die Schule kontaktiert bereits andere amerikanische Forscher. Man sei im Gespräch mit Personen der Universitäten Wharton, Harvard und Yale.
Umfrage zeigt: Viele überlegen sich Wegzug
Die Chancen auf Erfolg stehen gut. Gemäss einer Umfrage des Magazins «Nature» überlegen sich 75 Prozent der US-Forschenden, das Land zu verlassen.
Viele würden demnach einen Job im Ausland suchen – beispielsweise in Kanada oder in Europa.
Nicht zuletzt hätten wohl auch Schweizer Universitäten die Chance, fähige Leute zu holen. Unter anderem die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und in Lausanne sind international bekannt.
ETH Zürich und Lausanne werben nicht aktiv
Die beiden Schweizer Hochschulen äussern sich bislang nur verhalten. «Unsere Rekrutierungsaktivitäten richten wir in der derzeitigen Situation nicht speziell auf Kandidat:innen aus den USA aus.» Das schreibt die ETH auf Anfrage der Tamedia-Zeitungen.
Auch Anna Fontcuberta i Morral, Präsdentin der EPFL in der Waadtländer Hauptstadt, winkt ab.
Es wäre «nicht ethisch», jetzt Personal in den USA zu suchen, um zu profitieren, sagte sie bereits am Montag.

Aber nicht alle europäischen Hochschulen sehen es gleich wie die EPFL. Die französische Aix-Marseille Université hat beispielsweise ein Hilfsprogramm für US-Wissenschaftler lanciert. «Wir bieten wissenschaftliches Asyl an», heisst es dort.