Roger Federer: Darum bricht Rafael Nadal bald seinen Rekord
Der Grand-Slam-Rekord von Roger Federer ist akut in Gefahr. Rafael Nadal sitzt ihm im Nacken und wird ihn wohl schon nächstes Jahr überholen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nadal bringt sich mit seinem US-Open-Sieg in die ideale Ausgangslage für nächste Saison.
- Er hat nun 19 Grand-Slam-Titel, Roger Federer 20.
- Pro Jahr gibt es deren vier zu holen – und Nadal ist fünf Jahre jünger als Federer.
Seit dem 21. Juni 2009 ist Roger Federer alleiniger Grand-Slam-Rekordhalter. Mit einem epischen Sieg über Andy Roddick (16:14 im fünften Satz) holte er damals seinen 15. Grand Slam und überholte Pete Sampras.
Mit seinem Triumph an den US Open verkürzt Rafael Nadal den Abstand auf Federer auf einen Grand-Slam-Titel.
Etwas mehr als zehn Jahre später ist klar: Wenn nichts Unerwartetes passiert, wird der Rekord von Roger Federer schon nächstes Jahr egalisiert. Oder gar übertroffen. Nau liefert fünf Gründe, warum das der Fall ist.
Nadals Körper hält länger als er selber dachte
Der Spanier pflegt einen aufwändigen, fast selbstzerstörerischen Spielstil, der hohe Abnutzungserscheinungen mit sich bringt. Sein verletzungsbedingtes Karrierenende steht, schon seit er etwa 24-jährig ist, quasi immer kurz bevor. Aber es kommt nicht.
Auch wenn Toni Nadal sagt, sein Neffe sei «ein Invalider, der Tennis spielt». Auch wenn Rafa selber sagt: «Ich dachte nicht, dass ich in meinem Alter noch spielen werde.» Der 33-Jährige hat körperlich noch einiges im Tank, seine Regeneration ist bemerkenswert.
Die French Open hat er quasi auf sicher für die nächsten Jahre
In den letzten 15 Jahren hiess der French-Open-Sieger nur dreimal nicht Rafael Nadal. Es gibt keinen Grund, weshalb seine Dominanz an der Porte d'Auteuil in den nächsten Jahren abnehmen sollte. Zumal Herausforderer Nummer 1, Dominic Thiem, ihm in Paris noch nie gewachsen schien.
Und auch Roger Federer selber kann seinen Erzrivalen in dessen Wohnzimmer nicht in Gefahr bringen.
Auch auf Hardcourt kann Rafael Nadal gewinnen
Man spricht beim Mallorquiner gerne vom «Sandkönig». Das hält ihn aber nicht davon ab, regelmässig auf Hartplatz auch für Furore zu sorgen. In diesem Jahr stand er an den Australian Open im Final und gewann letzte Nacht die US Open.
So kurz vor dem Ziel gibt er nicht auf
So nett Rafael Nadal neben dem Platz und in Interviews ist, so unbarmherzig ist er auf dem Platz. Er kämpft wie ein Besessener um jeden Punkt, gibt niemals auf. Es gibt keinen Grund, plötzlich die Tennisschuhe an den Nagel zu hängen. Nun, da er so nahe vor dem Rekord steht.
Grosse Fragezeichen bei Roger Federer
Für den Schweizer wäre es ideal, wenn er wieder einmal ein Grand Slam gewänne. Seit den Australian Open 2018 ist er ohne Titel an einem Major. Und jedes, das er gewinnt, vergrössert den Abstand wieder und verhindert gleichzeitig, dass Nadal es gewinnen kann.
Es gibt aber einige Fragezeichen bei Roger Federer. Dass er in diesem Jahr das eine oder andere Mal sehr nahe dran war, kann ihn zuversichtlich stimmen. Es ist aber auch ein wenig besorgniserregend.
Wer die grössten Titel gewinnen will, muss psychisch da sein. Als der Maestro in Wimbledon zwei Matchbälle bei eigenem Service vergab, schien er das nicht. Wer die grössten Titel gewinnen will, muss körperlich da sein. An den US Open verletzte er sich aber am Rücken und schied schon letztes Jahr mit körperlichen Problemen aus.
Seine Konkurrenz hat noch einige Jahre auf der Tour vor sich. Weil er bereits 38 Jahre alt ist, tickt die Uhr bei Roger Federer viel lauter. Denn natürlich ist der Schweizer bei allen Grand Slams für einen Titel gut. Aber selbst wenn er noch zwei bis drei holt, wird es knapp.