Roger Federer arbeitet an seinem Comeback für die neue Tennissaison. Geht es nach Ex-Profi Greg Rusedski, könnte die Zeit des Maestros aber bald vorbei sein.
Das Wichtigste in Kürze
Ex-Profi Greg Rusedski glaubt nicht, dass Roger Federer nochmal ein Grand Slam gewinnt.
Der Schweizer könne bei seinem erneuten Comeback niemanden mehr überraschen.
Federer solle sich darauf konzentrieren, Olympiagold im Einzel zu holen.
In London machen derzeit die acht besten Tennisspieler des Jahres den Sieger der ATP-Finals unter sich aus. Nicht dabei ist der sechsfache Champion Roger Federer, der sich nach seiner langen Pause auf sein Comeback vorbereitet.
Zuletzt tauchen Fotos auf, die den Tennis-Fans ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Der «Maestro» trainiert wieder – und schreibt dazu: «Zurück an die Arbeit!» Doch sein letztes Spiel liegt schon lange zurück. Im Februar steht er noch für einen guten Zweck beim «Match for Africa» auf dem Platz.
Kann der 39-Jährige noch einmal an seine alte Form anknüpfen? Sein Ziel sind die Australian Open, bei denen er Anfang dieses Jahres im Halbfinal an Novak Djokovic scheiterte.
Greg Rusedski zweifelt an erfolgreichem Comeback
Greg Rusedski, ehemalige Weltnummer vier, zweifelt an einem erfolgreichen Comeback des Schweizers. «Roger Federer ist das Fragezeichen für die nächste Saison», so der 47-Jährige.
Es gebe keinen Grund, warum Nadal und Djokovic nicht noch zwei bis vier Jahre auf diesem Niveau weiterspielen können. Aber Federer?
Den ersten Grand Slam gibt's 2003 in Wimbledon: Federer besiegt den Australier Mark Philippoussis 7:6, 6:2, 7:6. - Keystone
In Australien gewinnt der «Maestro» erstmals 2004: Marat Safin schlägt er 7:6, 6:4, 6:2. - Keystone
Andy Roddick werden wir in dieser Galerie mehrmals antreffen. Hier beim Wimbledon-Triumph von Roger Federer 2004. Resultat: 4:6, 7:5, 7:6, 6:4. - Keystone
Lleyton Hewitt verliert gegen Roger Federer im US-Open-Finale 2004 klar und deutlich mit 0:6, 6:7, 0:6. - Keystone
Wimbledon wurde immer mehr zu Federers Wohnzimmer: 2005 besiegt er Andy Roddick mit 6:2, 7:6, 6:4. - Keystone
Mit Andre Agassi zieht eine der ganz grossen Legenden den Kürzeren gegen Federer. «King Roger» gewinnt das US Open 2005 mit 6:3, 2:6, 7:6, 6:1. - Keystone
Der zyprische Tennisspieler Marcos Baghdatis versuchte 2006 am Australian Open vergeblich, Federer am nächsten Grand-Slam-Titel zu hindern. Federer gewinnt mit 5:7, 7:5, 6:0, 6:2. - Keystone
Im Jacket an der Siegerehrung – das geht nur in Wimbledon. Federer besiegt Nadal 2006 mit 6:0, 7:6, 6:7, 6:3. - Keystone
2006 musste sich einmal mehr Andy Roddick geschlagen geben. Federer gewinnt den Final der US Open mit 6:2, 4:6, 7:5, 6:1. - Keystone
Fernando Gonzalez aus Chile stand 2007 etwas überraschend im Final der Australian Open und verlor dort gegen Roger Federer 6:7, 4:6, 4:6. - Keystone
Wieder Wimbledon, wieder im Jacket, wieder gegen Nadal: 2007 gewinnt Roger Federer mit 7:6, 4:6, 7:6, 2:6, 6:2. - Keystone
Wie heute in Wimbledon musste sich Novak Djokovic im US-Open-Finale 2007 geschlagen geben. Roger Federer holt sich seinen 12. Grand-Slam-Titel: 7:6, 7:6, 6:4. - Keystone
Auch Andy Murray kann Roger Federer 2008 nicht am fünften US-Open-Sieg in Folge hindern: Der Maestro gewinnt in drei Sätzen mit 6:2, 7:5, 6:2. - Keystone
Der erste und bisher einzige Sieg an den French Open. 2009 gewinnt Federer den Schweden Robin Söderling mit 6:1, 7:6, 6:4 und holt sich den einzigen fehlenden Titel in seiner Sammlung. - Keystone
Und nochmal Andy Roddick. Der US-Amerikaner muss sich 2009 ein weiteres Mal von Federer bezwingen lassen. Roddick verliert einen epischen Wimbledon-Final mit 5:7, 7:6 (8:6), 7:6 (7:5), 3:6. - Keystone
2010 gewinnt Roger Federer in Australien gegen Andy Murray mit 6:3, 6:4, 7:6. Es ist sein 16. Grand-Slam-Titel. - Keystone
2012 bleibt Federer Olympiagold verwehrt. Dafür gewinnt er kurz zuvor an gleicher Stätte in Wimbledon gegen Murray mit 4:6, 7:5, 6:3, 6:4. - Keystone
Nach langer Verletzungspause gibt Federer 2017 sein Comeback in Australien. An Nummer 17 gesetzt, stösst der Maestro bis in den Final vor und besiegt dort seinen Rivalen Rafael Nadal. - Keystone
Im gleichen Jahr doppelt Federer nach und gewinnt den Final in Wimbledon gegen Marin Cilic in fünf Sätzen mit 6:3, 6:1, 6:4. - Keystone
2018 holt sich Roger Federer an den Australian Open seinen 20. Grand-Slam-Titel. Er schlägt Marin Cilic im Final 6:2, 6:7, 6:3, 3:6, 6:1. - Keystone
«Kann er nochmal Wimbledon oder die Olympischen Spiele gewinnen? Besonders nach Knieoperationen wird es immer schwieriger.» Für Rusedski ist das Urteil klar: «Tut mir leid, die Zeit ist langsam vorbei!»
«Roger Federer kann nicht mehr überraschen»
Dass Roger Federer wieder gut spielen kann, zweifelt Rudeski nicht an. Doch für das ganz grosse Comeback fehle ein neues Überraschungsmoment. «Er hat bereits einen neuen Schläger gebracht, einen anderen Stil. Doch jetzt sehe ich nichts mehr, was er bringen könnte, um seine Gegner zu überraschen.»
2017 habe der «Maestro» bei seinem Comeback seinen Spielstil angepasst. «Er gewann wieder Turniere, weil er sein Spiel an die schnellen Plätze und die schnellen Bälle adaptierte. Aber jetzt wissen die Gegner bereits, was kommt – ich zweifle daran, dass er das nochmal hinkriegt.»
Deshalb sei ein erneuter Sieg an einem Grand Slam unwahrscheinlich – aber trotzdem hat Rusedski einen Rat an den Schweizer. «Roger Federer kann immer noch grossartiges Tennis spielen. Er soll seinen Fokus auf die Olympischen Spiele legen, diese Goldmedaille im Einzel fehlt ihm noch.»