Thron-Jubiläum für Nadal: Mit 100. Sieg zum Triumph in Paris

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Frankreich,

Einen Tag nach dem Doppel-Coup von Kevin Krawietz und Andreas Mies erleben die French Open ein Herren-Einzel der Superlative. Djokovic gegen Nadal - kein anderes Duell gab es häufiger in der Historie des Profi-Tennis. Es endet mit einem schier surreal anmutenden Ergebnis.

Rafael Nadal feiert seinen Sieg über Novak Djokovic im Finale der French Open. Foto: Christophe Ena/AP/dpa
Rafael Nadal feiert seinen Sieg über Novak Djokovic im Finale der French Open. Foto: Christophe Ena/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Erklingen der spanischen Nationalhymne bekam Rafael Nadal feuchte Augen.

Mit einer unglaublichen Machtdemonstration hatte der König der Sandplätze wenige Momente zuvor zum 13. Mal die French Open gewonnen.

«Hier nochmal zu gewinnen, ist mehr als ein Traum. Es ist etwas, das ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hätte», sagte Nadal nach seinem 100. Einzel-Sieg in Paris. Gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic setzte sich der 34 Jahre alte Spanier in einem erstaunlichen Endspiel mit 6:0, 6:2, 7:5 durch. «Sorry für heute», sagte Nadal auf dem Platz, nachdem er mit dem 20. Grand-Slam-Titel die Rekordmarke seines langjährigen Rivalen Roger Federer egalisiert hatte.

Die Bedeutung des Federer-Rekords spielte er zunächst herunter. «Daran denke ich heute nicht. Für mich ist das Wichtigste der Roland-Garros-Sieg. Hier habe ich die wichtigsten Momente meiner Karriere erlebt, dieses Turnier hat mich inspiriert», sagte er nach seinem 999. Sieg auf der Tour und seinem 60. Titel auf Asche.

«Ich habe Rafael Nadal noch nie besser Tennis spielen sehen auf Sand», schwärmte Boris Becker bei Eurosport. Auch Basketball-Legende Dirk Nowitzki oder Fussball-Nationalspieler Toni Kroos huldigten Nadal in den sozialen Netzwerken. Selbst sein unterlegener Kontrahent musste die Extra-Klasse anerkennen. «Was du auf diesem Platz hier machst, ist unglaublich. Jeder weiss, warum man dich den Sandplatz-König nennt», sagte Djokovic nach einem «sehr harten Match für mich». «Alle Superlative, die man benutzen kann, verdient er hier», resümierte Djokovic später in der Pressekonferenz.

Tatsächlich erfüllte das Finale der Superlative vom Niveau her sämtliche Erwartungen - vom Ergebnis am Ende natürlich nicht. Was die beiden Final-Protagonisten in der ersten halben Stunde darboten, war Sandplatz-Spektakel par excellence. Sechs Minuten dauerte das Premierenspiel, dann hatte Nadal seinem Gegenüber gleich den ersten Aufschlag abgenommen. Nach 41 Minuten stand es 5:0 für Nadal - und das obwohl Djokovic nicht einmal schlecht spielte.

Aber die Leistung des Linkshänders aus Mallorca war mit «phänomenal» noch untertrieben umschrieben. Einen Tag nach den Titelgewinnen des deutschen Doppels Kevin Krawietz und Andreas Mies und der Polin Iga Swiatek im Damen-Einzel nutzte Nadal unter dem wegen Regens geschlossenen Dach über dem Court Philippe Chatrier nach einer Dreiviertelstunde den Satzball zum 6:0.

In der schier endlosen Historie ihrer Duelle, die 2006 im Viertelfinale der French Open begann und am Sonntagnachmittag ihre 56. Auflage erlebte, war es erst das zweite Mal, dass einer der beiden Rivalen einen Satz mit 6:0 gegen den anderen gewann. 2019 gelang dies Nadal im Finale von Rom bei seinem 6:0, 4:6, 6:1.

Kein anderes Match gab es in der Geschichte des Profi-Tennis häufiger als den Vergleich zwischen Djokovic und Nadal. In diesem Jahr bedeutete dies: Nummer eins gegen Nummer zwei, der Jahresbeste gegen den Roland-Garros-Regenten, der 17-malige Grand-Slam-Champion gegen den 19-maligen Major-Sieger. Zum Auftakt des zweiten Durchgangs schaffte der Serbe dann endlich seinen ersten Punkt.

Als «grösste Herausforderung im Sport» nannte es Djokovic vor dem Gipfeltreffen, Nadal bei den French Open zu schlagen. Dessen Bilanz las sich vor dem Finale wahrhaft furchteinflössend: Zwölf Mal hat Nadal die French Open gewonnen, 99 Matches hier für sich entschieden. Mit diesem Selbstbewusstsein und dieser Selbstsicherheit trat er auf.

Zum 2:1 gelang ihm in Durchgang zwei das erste Break, Nadal machte einfach weiter und liess Djokovic zwischendurch fast bemitleidenswert aussehen. 48 Minuten dauerte Durchgang eins, 47 Minuten Durchgang zwei - und es stand 6:0, 6:2. Nadal verschwand für einen kurzen Augenblick in der Umkleidekabine, seiner Konzentration schadete dies zunächst nicht.

Ohne Satzverlust war Nadal durch das bisherige Turnier geflogen, Djokovic gab im Viertelfinale einen Satz ab und musste im Halbfinale gegen den Griechen Stefanos Tsitispas über die volle Distanz gehen. Seine Jahresbilanz vor Paris las sich jedoch ebenso beeindruckend wie die French-Open-Statistik seines Gegners. Djokovic hatte in dieser wegen der Coronavirus-Pandemie lange unterbrochenen Saison bis dato jedes Match, das er zu Ende gespielt hat, gewonnen.

Beim ATP-Cup, den Australian Open, in Dubai, beim Cincinnati-Masters und beim Rom-Masters hat Djokovic nicht ein einziges Mal verloren. Nur bei den US Open flog er im Achtelfinale raus, weil er einen Ball weggeschlagen und dabei eine Linienrichterin getroffen hatte und disqualifiziert wurde. Im dritten Satz musste Djokovic zum 2:3 erneut einen Aufschlagverlust hinnehmen, doch diesmal konterte er mit seinem ersten Break zum 3:3. Mit rudernden Armbewegungen animierte er die Zuschauer (und sich selbst) und leistete noch einmal Gegenwehr.

Bis zum 5:5 hielt er den Satz offen, doch dann bescherte ein Doppelfehler Nadal das Break zum 6:5. Gegen diesen Nadal an diesem Tag reichte Djokovics Leistungssteigerung nicht mehr.

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