Zverev will bei ATP-WM «wieder alles»
Als Titelverteidiger startet Alexander Zverev am Montag in die ATP Finals der besten acht Tennisspieler des Jahres. Mit einem erneuten Triumph wäre «Ende gut, alles gut», wie es Boris Becker formulierte. Deutschlands Tennis-Legende traut Zverev dies durchaus zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Alexander Zverev drosch einen Ball in Richtung Hallendach und traf zielgenau eine der Logen im Oberrang.
Der Tennisspieler grinste und riss seine Arme mit einer langen Ausholbewegung in die Höhe.
Am Netz klatschte er fröhlich mit Novak Djokovic ab, umarmte sein Gegenüber und checkte auf der Bank erst einmal sein Handy. Roger Federer kam in dunkler Trainingsjacke und mit weissem Stirnband auf den Platz und plauderte ein wenig mit Zverevs Papa Alexander senior.
Boris Becker, Ex-Coach von Djokovic und enger Begleiter und Förderer von Zverev, beobachtete das Geschehen aus dem Halbdunkel hinter der Bandenabgrenzung. Wohl wenig hätte Deutschlands bester Tennisprofi dagegen einzuwenden, wenn sich diese Szenerie am kommenden Sonntag so oder so ähnlich erneut abspielen würde in der Londoner O2-Arena.
Dann nämlich hätte der 22 Jahre alte Hamburger seinen Titel bei den ATP Finals der besten acht Tennisspieler des Jahres verteidigt und würde eine Saison, die er dieser Tage selbst als «hart» charakterisiert hatte, mit einer ungeahnten Schlusspointe veredeln. Zunächst aber beendeten die Vorjahres-Endspielteilnehmer Zverev und Djokovic so nur ihre Trainingseinheit am Samstag auf dem Center Court, zwei Tage vor Zverevs Eröffnungsmatch gegen den Weltranglisten-Ersten Rafael Nadal am Montag (21.00 Uhr/Sky).
Eine Stunde zuvor hatte Becker noch Zverevs Übungseinheit mit dessen Trainingspartner Sergej Bubka junior auf einem Stuhl in der kleineren Halle 1 verfolgt. Das linke Bein, wegen einer Operation am Aussenband derzeit geschient, von sich gestreckt, imitierte Becker Schlagbewegungen und rief Bubka zwischendurch zu: «Lass ihn laufen!»
Becker zählt zu denjenigen, die Zverev das Verweilen bis zum Finaltag und sogar die Siegertrophäe zutrauen. «Wenn man sich für die ATP-WM qualifiziert, muss man ein verdammt gutes Jahr gehabt haben. Ich glaube, er hat gute Chancen, auch dieses Jahr weit zu kommen», sagte Becker jüngst bei der Eröffnung der im hessischen Hochheim unter seinem Namen geplanten Tennis-Akademie.
Im Interview des Senders Eurosport, für den er auch als TV-Experte arbeitet, betonte der dreimalige Wimbledonsieger: «Ja, das kann er schaffen. Er kann jetzt noch aus einem guten Jahr ein sehr gutes machen.» Sollte Zverev tatsächlich den Titel holen, «könnte man sagen: Ende gut, alles gut», formulierte der 51-Jährige.
Becker wäre allerdings nicht Becker, wenn er nicht auch noch ein paar Tipps und ein bisschen Kritik anbringen würde: «Er hat 2019 den grossen Wurf nicht geschafft. Alex muss nächstes Jahr in ein Halbfinale oder Finale bei einem Grand-Slam-Turnier. So gut ist er. Das muss sein Anspruch sein - und das ist auch sein Ziel.»
Kurzfristig aber lautet Zverevs Ziel erst einmal, die knifflige Gruppenphase mit Nadal und den beiden Debütanten Stefanos Tsitsipas (Griechenland) und Daniil Medwedew (Russland) zu überstehen. Gegen Medwedew hatte Zverev zuletzt im Endspiel von Shanghai klar verloren, insgesamt aber wirkt der Weltranglisten-Siebte am Ende der Saison wieder mental stabil und sportlich auf der Höhe. Auf die Frage, was dieses Jahr drin sei, antwortete Zverev: «Ich hoffe, wieder alles.»