Union vor AfD: Das sagen Deutsche zum Wahlergebnis
Das gute Abschneiden der AfD schockt und besorgt deutsche Wähler. Sie erhoffen sich Änderungen, haben aber wenig Vertrauen in das Bestehen einer Koalition.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die AfD ist die zweitstärkste Kraft im Bundestag hinter der Union und der SPD.
- Einigen Deutschen gibt das Bauchschmerzen, sie bezeichnen es als traurig.
- Die Wünsche an die Union reichen von Stärkung der Wirtschaft bis Familienunterstützung.
Deutschland hat gewählt: Die Union gewinnt mit 28,6 Prozent und wird mit Friedrich Merz den Kanzler stellen. Doch auch die AfD feiert ihr Resultat von 20,8 Prozent. Die Union wird wohl mit der SPD eine Koalition bilden, will sie die Brandmauer aufrechterhalten.
Anika aus Erfurt sagt gegenüber «ZDF», das gute Abschneiden der AfD «grusle» sie, es bereite ihr Bauchschmerzen. «Ich weiss nicht, in welche Richtung sich das entwickeln wird.»
Lilli aus Düsseldorf war vom Resultat nicht überrascht und dennoch geschockt. Und ein Zuschauer aus Berlin nennt es «traurig».
Ex-Bürgermeister: SPD Mitschuld am Erstarken der AfD
Gegenüber «Focus» äussert Peter Richarth, ehemaliger Bürgermeister von Arthweiler, das Opfer der Ahr-Flut wurde, Sorgen. Er fürchtet, dass die Union noch «umkippt» und mit der AfD koalieren könnte. Er hofft, keine «österreichischen Verhältnisse» zu bekommen. Allgemein sieht er aber «keine grosse Verbesserung zur vorherigen Regierung, die wurschteln da jetzt was zusammen».
Er gibt der SPD eine Mitschuld am Erstarken der AfD: Die Partei hätte bei der Abstimmung zur Migrationspolitik im Bundestag mit der CDU zusammenstehen müssen. Zuvor sei sie ja für den Vorschlag gewesen, «das war absolut unglaubwürdig».
Rentnerin Elke Schilling aus Berlin ist erbost: «Diese starke AfD macht mir rasende Sorgen. Es kann doch nicht sein, dass wir in die gleiche Situation wie vor 85 Jahren marschieren.» Eine Koalition von AfD und Union fürchtet sie nicht, dafür ein vermehrtes Zusammenarbeiten der beiden Parteien im Bundestag.
Rico Schiller war in der DDR ein politischer Häftling, kam dann nach Bayern und ist nun Unternehmer. Auch ihm bereitet das Ergebnis Sorgen: «Wir haben jetzt ein riesiges Problem, denn das ist kein Politikwechsel. Mit dieser Kombination geht wieder nichts vorwärts.»
Unternehmer: Neue Regierung wird scheitern
Er hatte sich erhofft, dass die neue Regierung Unternehmer entlastet, Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft ankurbelt. Die Union habe aber zu wenig Stimmen bekommen, um das durchzusetzen. Viele tolle Projekte könnten nicht umgesetzt werden, es werde zu einer «Verschleppung der Politik kommen». Er rechnet fest damit, dass auch die neue Koalition bald wieder scheitern werde.
Noch nicht richtig einschätzen kann Melanie Kalt das Wahlresultat. Sie verlor bei der Ahr-Flutkatastrophe ihr Zuhause. Nun hofft sie auf den versprochenen Bürokratieabbau. Denn sie und ihre Familie warteten weiter auf die Zahlungen aus den Ahrtal-Hilfen.
Ex-Bürgermeister: Migrations-Gesetze durchsetzen
Ihre Schwiegermutter Anette Kalt, ebenfalls betroffen von der Katastrophe, fordert einen anderen Fokus der Regierung. Die Politiker müssten ihre Arbeit machen und Familien unterstützen. Denn die geschaffenen Bedingungen seien «familienfeindlich». Sie wünscht sich bessere Betreuung und auch mehr Familienzeit.
Ex-Bürgermeister Peter Richrath hingegen wünscht sich, dass die Migrationsthematik angegangen werde: «Als Vater von vier Töchtern wünsche ich mir, dass unsere Gesetze zur Einwanderung konsequent durchgesetzt werden.» Migranten würden aber zur Bekämpfung des Fachkräftemangels benötigt. «Dafür brauchen wir vernünftige Integration, angefangen bei Deutschkursen und einer besseren Unterbringung.»
Rentnerin Schilling hat einen einfacheren Wunsch: das Ende des «ständigen Hin und Her». Denn dieses habe der Wirtschaft geschadet, Arbeitsplätze gekostet, und es sei schlecht für ihre Kinder und Enkelkinder.