Franz Heinzer über die Abfahrt in Lake Louise
Am Wochenende startet die Ski-Saison auch für die Speed-Spezialisten. Nau hat mit Ex-Abfahrtsweltmeister und Schweizer Abfahrtstrainer Franz Heinzer gesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende startet die Speed-Saison für die alpinen Skifahrer.
- Nau hat mit Franz Heinzer über Lake Louise, Trainings und Routine gesprochen.
- Der Ex-Abfahrtsweltmeister trainiert die Schweizer Abfahrer um Beat Feuz und Patrick Küng.
Franz Heinzer (56) hat in seiner erfolgreichen Ski-Karriere 15 Weltcup-Abfahrten gewonnen und ist 1991 Abfahrtsweltmeister geworden. Mit dem Abfahrtssport kennt er sich also aus. Seit 2004 betreut er das Schweizer Abfahrerteam als Assistenztrainer. Der Schwyzer äussert sich vor dem Auftakt in die Speed-Rennen von Lake Louise über die Vorbereitung, die Strecke und zur Wichtigkeit der Routine im Abfahrtssport.
Franz Heinzer, was ist beim Schneetraining wichtiger: Quantität oder Qualität?
Franz Heinzer: Gleich zu Beginn der Schneetrainings, also Mitte oder Ende Juli, ist Quantität gefragt. Man sollte viele Fahrten machen, um den technischen Aufbau vorantreiben zu können. Selbst für einen routinierten Fahrer ist das wichtig, damit er die Bewegungsabläufe und Automatismen wieder abrufen kann. In den letzten Wochen steht die Qualität im Vordergrund. Die Fahrer absolvieren vielleicht noch drei Fahrten täglich, imitieren aber bereits die Rennsituation. In dieser Phase gehen die Athleten auch ans Limit und wollen sehen, wo sie im Vergleich mit der Konkurrenz stehen.
Lake Louise gilt nicht als schwere Abfahrt. Ein idealer Einstieg?
Lake Louise ist nicht so einfach, wie immer behauptet wird. Ich beurteile die Abfahrt dort als mittelschwer. Die Startphase bis nach dem Super-G-Start sind gar nicht so einfach zu fahren. Dort darf man kein Tempo verlieren, damit der Fahrer mit genügend Speed «Fall Away» und dann die Rechtskurve Richtung Ziel bewältigen kann. Es macht Sinn, dass hier vor dem Rennen drei Trainings geplant sind. Besonders zu Saisonbeginn kann so eine Abfahrt herausfordern.
Herausfordernd aber primär vom Kopf her? Der Körper ist ja austrainiert und bereit...
Ja genau. Der Körper ist bereit. Es geht für jeden Fahrer darum, die Fähigkeiten wieder abzurufen und umzusetzen. Kommt dazu, dass man im Training selten die Möglichkeit hat, auf einer 90 oder 120 Sekunden langen Abfahrt trainieren zu können. Der Körper, auch wenn er noch so austrainiert ist, muss sich daran gewöhnen.
Blicken wir auf die Startliste: Wen erwarten Sie vorne? Werden neue Namen auftauchen?
Im Slalom von Levi (FIN) waren die Top-Athleten aus dem Vorwinter vorne. Ich gehe davon aus, dass es auch in der Abfahrt keine grundlegende Änderung geben wird. Gerade diese Disziplin verlangt nach Routine und Erfahrung, deshalb werden sich jene Fahrer durchsetzen, die schon öfter in Lake Louise gefahren sind.
Einige Abfahrer sind um die 35 Jahre alt. Kann auch ein 40-Jähriger noch ein Top-Abfahrer sein?
Wie gesagt: Routine ist ein zentraler Punkt. Wenn der Körper mitmacht, dann ist auf der Abfahrt vieles möglich. Aber die Kräfte lassen mit der Zeit nach und es wird immer schwieriger,dem entgegenzuwirken. Vielleicht funktioniert es, wenn sich ein Abfahrer in einem Jahr mit einem Grossanlass auf eben diesen konzentriert. Roger Federer macht es im Tennis ja mittlerweile auch so und teilt sich die Kräfte ein.