Masken und mehr Frauen-Skispringen: Althaus im Dauereinsatz
Katharina Althaus kämpft um WM-Medaillen auf ihren Heimschanzen. Ein Jahr zuvor hatte die Skispringerin ganz andere Fähigkeiten gezeigt und damit ihren Beitrag in Zeiten einer Pandemie geleistet.
Das Wichtigste in Kürze
- Für Katharina Althaus erfüllen sich gerade reihenweise Träume.
Bei einer Heim-WM im eigenen Ort dabei sein? Check. An der eigenen Kinder- und Jugendanlage eine WM-Goldmedaille um den Hals gehängt bekommen? Check. Eine Skisprung-WM-Premiere der Frauen live erleben, auf die man vorher im Sinne der Gleichberechtigung jahrelang hingearbeitet hat? Ebenfalls check. Wenn die 24 Jahre alte Allgäuerin am Mittwoch (17.15 Uhr/ZDF und Eurosport) in ihrer Heimat Oberstdorf im Grossschanzen-Einzel an den Start geht, hat sie viele Jugendziele längst deutlich übertroffen.
Althaus ist nicht erst seit dem Gold-Coup im Mixed das Gesicht des deutschen Frauen-Skispringens. Die quirlige Frohnatur, die selbst herbe Niederlagen gerne mit grossem Grinsen und wohlwollenden Worten erklärt, hat sich in der jungen Disziplin eine besondere Stellung erkämpft. Das sieht auch der Bundestrainer so. «Auf die Katharina Althaus bin ich mordsmässig stolz», sagt Andreas Bauer, der genau beschreiben kann, wie die Skispringerin aus dem kleinen Oberstdorfer Ortsteil Schöllang zuletzt als Persönlichkeit gereift ist.
Schwenk ins Frühjahr 2020. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat nicht nur den Profisport komplett gestoppt, sondern schickt viele Menschen in die eigenen vier Wände. Auch bei Althaus ist das so. Von einer Nachbarin, die Ärztin ist, erfährt die Allgäuerin, wie dringend in der neuen Situation Masken benötigt werden. Althaus fängt an, die freigewordene Zeit zu nutzen und Tag für Tag Alltagsmasken zu nähen. «Ich habe richtig viel positives Feedback bekommen, habe den Bayerischen Sportpreis bekommen, das hätte ich am Anfang nicht gedacht, weil ich einfach nur helfen wollte», erzählt Althaus der Deutschen Presse-Agentur.
Die Sportlerin freut sich, dass ihre Aktion so gut angekommen ist und vor allem, «dass ich was bewirken konnte». Das gilt nicht nur für ihre spontane Unterstützung in der Pandemie, sondern auch beim seit Jahren anhaltenden Streit um Schanzengleichheit für die Sprungfrauen. Mit 15 Jahren debütierte Althaus im Weltcup. Fortan wurden nicht nur die sportlichen Leistungen stetig besser, sondern auch die Forderungen nach mehr Chancen und Wettbewerben immer lauter.
«Ich sehe mich schon in einer Position, dass ich mich da stark machen kann für unseren Sport und mich einsetzen kann», sagt Althaus. Seitdem ihre Karriere Fahrt aufgenommen hat, ist viel passiert: die erste Olympia-Entscheidung 2014, die Einführung des WM-Mixed 2013 und des WM-Teamspringens 2019 und nun auch noch die Grossschanze, auf der es am Mittwoch erstmals um Gold, Silber und Bronze geht. «Wir haben ziemlich viel erreicht. Wir sind die letzten Jahre nach vorne gekommen», betont Althaus stolz.
Die noch immer junge Athletin, die 2005 als Kind Autogramme bei der WM im Heimatort sammelte, ist dabei zweifellos die deutsche Hauptprotagonistin. Den Weltmeistertitel im Mixed feierte sie nach einem enttäuschenden Auftakt mit wildem Gehüpfe und riesiger Freude. Der überraschende Coup löste nicht nur eine sportliche Blockade, sondern auch Althaus' Zunge: Nach dem Sprungtraining am Montag verfiel sie so sehr in den Allgäuer Dialekt, als richte sie ihre Botschaft («I fühl mi wohl») vor allem an die Oberstdorfer.