Atomic-Rennchef im Interview über Marcel Hirscher und Shiffrin
Das Wichtigste in Kürze
- Atomic-Rennchef Höflehner hat Marcel Hirscher und Mikaela Shiffrin unter Vertrag.
- Im grossen Interview spricht über Abwerbungen und die Talentsuche.
Nau.ch: Atomic hat mit Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher gleich zwei dominierenden Figuren unter Vertrag. Wie sind die beiden zu Atomic gekommen?
Christian Höflehner: Also Marcel Hirscher ist seit er zwei Jahre alt war, also so gut wie immer, auf Atomic unterwegs. Mikaela Shiffrin ist meines Wissens seit ihrem zwölften Altersjahr bei Atomic.
Nau.ch: Sind die beiden als Resultat des Scoutings bei Atomic gelandet?
Christian Höflehner: Bei Mikaela ist Rupert Huber in den USA aufmerksam geworden. Dort soll ein 11- oder 12-jähriges Mädchen alle in Grund und Boden fahren.
Er hat sie und die Eltern dann besucht und alles in die Wege geleitet.
Höflehner: «Marcel Hirscher abzuwerben, wäre auch ein Risiko.»
Nau.ch: Gab es Abwerbeversuche der Konkurrenz bei Marcel Hirscher?
Christian Höflehner: Dazu möchte ich jetzt gar nicht so viel sagen. Aber wenn einer sieben, acht Mal den Gesamtweltcup gewinnt, dann wäre eine Verpflichtung dieses Fahrers auch mit einem Risiko verbunden.
Wenn er dann auf dem neuen Material die Resultate nicht bringt, dann ist das für den Skihersteller nicht wirklich gut. Und gewinnt er weiter, dann werden die Erfolge nicht dem Ski, sondern viel eher dem Fahrer zugeschrieben.
Nau.ch: Einige Fahrer stossen dank des Scoutings zu Ihnen. Wie ist diese Talentsuche im Skibereich organisiert?
Christian Höflehner: Bei uns ist es so, dass in jedem Land eine Person für den Nachwuchsbereich verantwortlich ist. Diese Person hat Augen und Ohren bei Kinder- und Jugendrennen offen.
Es kann auch sein, dass ein Jugendtrainer aktiv auf unseren Verantwortlichen zukommt und einen Kontakt zu einem Fahrer herstellt. Neu arbeitet der ehemalige Rennfahrer Christoph Nösig für uns. Er hat den Auftrag, für uns ein Future Team aufzubauen.
Nau.ch: Gehen Sie als Vertreter einer Skimarke auch aktiv auf wechselwillige Fahrerinnen und Fahrer zu?
Christian Höflehner: Das passiert nur unter Respektierung geltender Verträge. Wenn wir aber von Wechselabsichten erfahren, dann gehen wir auf ihn zu. Meist ermöglichen wir zumindest mal Skitests.
Meistens ist es aber ein schleichender Prozess. Der Athlet bekundet Interesse an unserem Material. Mit der Zeit intensiviert sich das Gespräch und führt möglicherweise zur Zusammenarbeit.
«Konkurrenz ist Teil des Geschäfts»
Nau.ch: Wie reagieren Sie, wenn in Ihren Gewässern gefischt und von der Konkurrenz versucht wird, Fahrer abzuwerben?
Christian Höflehner: Natürlich waren wir nicht glücklich darüber, als Aleksander Aamodt Kilde von uns zur Konkurrenz gewechselt hat. Aber das ist Teil des Geschäfts.
Jede Skifirma muss schauen, dass sie gut aufgestellt ist und sucht die passenden Fahrer. Grundsätzlich ist für mich wichtig, dass wir Athleten haben, die gerne bei uns sind.
Nau.ch: Gibt es im Schweizer Nachwuchs interessante Namen, die es auf Ihre Wunschliste geschafft haben?
Christian Höflehner: Das gibt es durchaus. Aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen. Die Periode mit den Skitests beginnt ja erst und es wird sich in ein paar Wochen dann zeigen, was passiert.
Im letzten Jahr hat ja Juliana Suter zu uns gewechselt und sie ist vor kurzem Juniorenweltmeisterin in der Abfahrt geworden.
Nau.ch: Wieviel Einfluss haben Sie auf Marcel Hirschers Entscheidung darüber, ob er weiterfahren wird oder nicht?
Christian Höflehner: Das ist allein seine Entscheidung. Marcel weiss, dass wir uns alle freuen würden, wenn er weiter macht. Er weiss aber auch, dass ihm niemand böse sein wird, sollte er sich anders entscheiden.