Lara Gut-Behrami bemängelt den Respekt vor ihrer Person
Lara Gut-Behrami (30) bemängelt, dass sie in der Schweiz oft immer noch als Teenager wahrgenommen werde – und fordert mehr Respekt vor ihrer Person.
Das Wichtigste in Kürze
- Lara Gut-Behrami bereitet sich aktuell auf die anstehende Weltcupsaison vor.
- Die 30-Jährige schätzt ihr Zuhause in Italien als idealer Rückzugsort.
- Denn in der Schweiz werde oftmals zu wenig Rücksicht auf ihre Privatsphäre genommen.
Trotz starker Saison mit Weltcupsiegen und der ersten WM-Goldmedaille endete der letzte Ski-Winter für Lara Gut-Behrami unschön. Kurz nach dem Start schwang sie im letzten Rennen einfach ab.
Gut-Behrami erinnere sich nur ungern an den Moment und sagt im Interview mit der «NZZ am Sonntag»: «Es geht alles so schnell, aber mir schwirrten damals tausend Gedanken durch den Kopf. Ich versuchte es und realisierte, dass es einfach nicht ging.»
Die 30-Jährige war müde, fuhr nach Hause nach Italien zu ihrem Mann Valon, um sich zu erholen. Ein Schneetraining nach zweiwöchiger Pause musste ebenfalls abgebrochen werden.
«Ich trainiere gerne, ich mag das Rennfahren. Aber das ständige Herumreisen und die Tatsache, dass es schwierig ist, einmal zwei Tage hintereinander zu Hause zu sein. Das will ich nicht für die Ewigkeit», erklärt Gut-Behrami.
Lara Gut-Behrami: «Ich wünsche mir mehr Respekt»
Der Rückzug ins Private helfe ihr, weiterhin Spitzensportlerin zu sein. Das Leben als Schweizer Skifahrerin sei anspruchsvoll. Oft gibt es klare Vorstellungen davon, was Sportler im Augenblick des Triumphs zu tun und zu sagen haben.
«Das macht mir zu schaffen», so Gut-Behrami. «Irgendwann möchtest du es trotzdem allen recht machen, aber dadurch verlierst du dich letztlich selbst ein bisschen.» Problematisch sei auch, dass sie, wegen ihrer Erfolge schon in jungen Jahren, oft immer noch als Teenager wahrgenommen werde.
«Das ist mühsam, und es wird für mich immer schwieriger, damit umzugehen. Darum schätze ich wohl auch mein Daheim in Italien. Die Leute erlauben sich mir gegenüber deutlich weniger», findet Gut-Behrami klare Worte.
«In der Schweiz nimmt man nicht immer Rücksicht auf meine Privatsphäre. Das macht mir zu schaffen, ich wünsche mir mehr Respekt.»
Rücktritt ist noch kein Thema
Ans Aufhören denke sie aber noch nicht: «Ich weiss, was so eine Saison von mir verlangt, wie viel Energie es braucht. Aber ich weiss auch, dass ich immer noch Lust darauf habe, dass ich Ski fahren will. Dafür gebe ich alles.»
Die neue Ski-Saison startet für Lara Gut-Behrami und Co. traditionell am 23. Oktober mit dem Riesenslalom auf dem Gletscher in Sölden (Ö).