Lara Gut-Behrami: «Mein Mann hilft mir, mich bewusst zu erholen»
Lara Gut-Behrami tut sich schwer, einmal «zwei Gänge runterzuschalten». In ihrer Familie sei dies nicht üblich. Hilfe kriegt sie jetzt von Ehemann Valon.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem Italien-Umzug hat Lara Gut-Behrami ihr Leben in ein gutes Gleichgewicht gebracht.
- Das dies wichtig sei, habe sie erst im Laufe ihrer Karriere gelernt.
Lara Gut-Behrami hat auch mit 30 Jahren und dem Doppel-Weltmeistertitel in der letzten Saison viel Lust auf das Ski-Fahren! Ein Grund dafür: Der Umzug nach Italien.
Seit 2018 ist die Tessinerin mit Ex-Nati-Star Valon Behrami verheiratet. In Genua werde sie zwar auf der Strasse ebenfalls erkannt. Hier sei es aber okay, wenn sie einmal sagt, dass sie kein Foto machen möchte. «In der Schweiz kannst du dir das nicht leisten», so Gut-Behrami in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Lara Gut-Behrami: «Manchmal musst du zwei Gänge herunterschalten»
Die Ski-Fahrerin erzählt, dass sie ihr Leben hier in ein gutes Gleichgewicht bringen konnte. Dass es auch okay ist, einmal nichts zu tun, sei ihr lange Zeit schwergefallen.
«Einer Frau fällt das vielleicht schwerer. Mein Mann hilft mir jetzt dabei, mich bewusst zu erholen. Ich komme aus einer Familie, in der es viele Frauen gibt. Und alle sind es gewohnt, ständig tausend Sachen zu erledigen», erzählt die 32-fache Weltcupsiegerin.
So zum Beispiel ihre Grossmutter, Mutter, Tanten und Cousinen. «Für alle ist es selbstverständlich, dass man nie aufhört und immer noch Energie für dies und das hat.»
Mittlerweile habe sie aber gemerkt: «Wenn ich will, dass ich genügend Energie für den Job habe, muss ich auch hin und wieder zwei Gänge herunterschalten.»
Vergleiche mit Simone Biles und Naomi Osaka
Weil sie weiterhin Spitzensport betreiben wolle, habe sie auch ihre Social-Media-Präsenz verringert. «Medienarbeit frisst viel Energie. Du musst immer dies und das und jenes.»
Lara Gut-Behrami ist nicht die einzige Sportlerin, die Mühe mit der medialen Aufmerksamkeit um ihre Person gehabt hat. Turnerin Simone Biles war an den Olympischen Spielen in Tokio nicht mehr fähig, ihre Übungen zu zeigen. Tennis-Crack Naomi Osaka verkündete bei den French Open 2021 einen Medienboykott.
«Ich kann die Schwierigkeiten verstehen, von denen sie reden. Der Druck, den wir als Athleten spüren, hat oft wenig mit der Leistung selbst zu tun. Es ist eine Mischung aus Erwartungen, Kritik und Angriffen auf die Person.»
Dies führe zu Selbstzweifeln, die irgendwann zu viel werden können. «In schwierigen Situationen würde es oft nur ein bisschen weniger Rummel brauchen», so Lara Gut-Behrami.
Nach einer grossartigen letzten Saison, in der sie unter anderem Doppel-Weltmeisterin wurde, steht der Saisonstart 2021/22 an. Am 23. Oktober geht es traditionellerweise mit dem Riesenslalom auf dem Gletscher in Sölden (Ö) los.