Lara Gut-Behrami spricht über Höhen und Tiefen aus ihrer Karriere
Lara Gut-Behrami (31) gehört zu den besten Skirennfahrerinnen der Schweiz. Nun spricht die Tessinerin offen über ihre schwierige Zeit als junge Athletin.
Das Wichtigste in Kürze
- Im letzten Winter leidet Lara Gut-Behrami an einer Lungen-Infektion.
- Dennoch holt die 31-Jährige zwei Medaillen an den Winterspielen in Peking.
- Jetzt spricht die Skirennfahrerin über die schwierigeren Zeiten ihrer Laufbahn.
Während die Männer bereits gestartet sind, geht es für die Frauen im Weltcup erst Mitte November los. Lara Gut-Behrami (31) gilt bei den Schweizerinnen als Routinier. Sie ist aktuell die erfolgreichste Skirennfahrerin im Team.
Einfach hatte es die Tessinerin in ihrer Karriere jedoch nicht immer. In der aktuellen Ausgabe der «Weltwoche» schreibt sie unter der Rubrik «Tagebuch» über ihre bemerkenswerte Laufbahn. Dabei thematisiert Gut-Behrami auch die weniger schönen Momente – vor allem als junge Athletin.
«Keiner wollte mich verstehen»
«Alle Höhen und Tiefen, die junge Menschen sonst im Privaten durchmachen, habe ich im Spitzensport erlebt. Unter den Augen der Öffentlichkeit. Ich hatte mehr Mühe, damit umzugehen, als ich je zugegeben habe», so die 31-Jährige ehrlich.
Mit 17 sei sie bereits in der Öffentlichkeit gestanden, ohne dabei mit dieser Rolle klarzukommen. «Wenn man sich in einer Situation unwohl fühlt, reagiert jeder anders. Bei mir war es eine Mischung aus Müdigkeit, Verschlossenheit und Verbissenheit», sagt Lara Gut-Behrami. Sie habe sich dadurch selber schützen wollen.
Die Speed-Spezialistin gibt offen zu: «Heute weiss ich, dass ich nicht alles richtig gemacht habe, aber ich wusste es damals nicht besser.» Mittlerweile würde sie sich anders schützen. «Oft fühlte ich mich unverstanden und hatte das Gefühl, alle anderen seien schuld – und keiner wollte mich verstehen!»
Sie habe nicht realisiert, dass sie die Situation selber in der Hand hatte und Entscheidungen konsequenter hätte fällen können. «Dabei spreche ich nicht unbedingt vom Sport, sondern von meiner Person.»
Als Sportlerin habe sie früh gelernt, viel zu hinterfragen, bekräftigt Gut-Behrami. «Als Persönlichkeit war ich dagegen bis zur Verletzungspause 2017 weniger weit. Ich realisierte erst mit Verzögerung, dass ich mich als Mensch genauso hätte verhalten sollen wie als Athletin.»
Ehemann Valon als Rückgrat
Sie habe zu wenig auf sich selber gehört. «An einem Tag redete ich, weil jemand mir sagte, ich solle sprechen. Am folgenden Tag schwieg ich, weil ich mich missverstanden fühlte. Und so wurde das Durcheinander noch grösser.»
Mittlerweile ist Lara Gut-Behrami 31 Jahre alt und mit Ex-Fussball-Nationalspieler Valon Behrami verheiratet. Sie könne mit Valon zuhause über alles reden. Dank ihm habe sie sich menschlich entwickeln können. «Ich habe gelernt, dass man sich am stärksten fühlt, wenn man Schwäche zeigt.»