Olympia 2022 – Ammann: «Erstaunt, dass ich immer noch hier stehe»
Für Simon Ammann (40) bedeutet Olympia 2022 die siebten Olympischen Spiele. Eine Marke, die vor ihm nicht viele Athleten erreichten.
Das Wichtigste in Kürze
- Simon Ammann steht auch an den Olympischen Spielen in Peking oben an der Sprung-Schanze.
- Für den Toggenburger sind es die siebten Spiele seiner Karriere.
- Chancen auf den Sieg rechnet sich der vierfache Olympiasieger keine aus.
Simon Ammann betritt mit seinen siebten Olympischen Spielen in einen sehr exklusiven Zirkel. Eigentlich möchte der 40-jährige Toggenburger noch nicht zurückblicken. Für die Öffentlichkeit tut er es dann aber doch.
«Ich lasse mir selber nicht so viel Platz für Wehmut», hält der vierfache Olympiasieger noch vor seinem ersten Trainingssprung fest. «Ich habe hier Arbeit vor mir.»
Ziel: Saison-Bestleistung bei Olympia 2022
Von einer Medaille träumt auch er selber nicht mehr. «Mein Ziel ist eine Saison-Bestleistung (bisher ein 13. Platz in Oberstdorf).»
Ammann ist jedoch Medienprofi genug, um zu wissen, dass die Fragen nach der Vergangenheit bei einem wie ihm unausweichlich sind. «Es ging mir nie um diesen Rekord mit den sieben Olympia-Teilnahmen (Noriaki Kasai hat sogar acht). Aber ich bin ja selber erstaunt, dass ich jetzt immer noch hier stehe», sagt er lachend.
Bei zwölf olympischen Einzelspringen gewann Ammann viermal, die restlichen achtmal verpasste er die Top Ten. «Gott sei Dank, bin ich nie knapp am Podest vorbeigesprungen», stellt der Ostschweizer fest. «Es ist einfacher, deutlich zu scheitern.»
Olympia-Premiere mit 16 Jahren
An sein Debüt 1998 in Nagano hat er sehr schöne Erinnerungen. «Es war unglaublich, mit 16 einfach so hineingeworfen zu werden. Es sind fast ein bisschen Erinnerungen an die Kindheit, und danach habe ich es immer geliebt, nach Japan zu gehen.» 2007 wurde er in Sapporo auch Weltmeister.
2002 wurde Ammann in Salt Lake City ein erstes Mal Doppel-Olympiasieger. «Ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu reisen und einfach so zu performen», staunt er auch 20 Jahre später noch. «Wir hatten grundsätzlich nie daran geglaubt, diese Liga der aussergewöhnlichen Skispringer knacken zu können.»
Man müsse sich nur das Video mit Sylvain Freiholz und Andreas Küttel vom Auslauf anschauen. «Das war einfach ergreifend.»
«Profimoment» 2010 in Vancouver
2010 folgte mit den beiden weiteren Siegen der «Profimoment», wie Amman es nennt. «Das war das Meisterstück, das jeder gute Athlet einmal in seiner Karriere abliefern will.» Er denke nicht so oft zurück an diese Momente. «Jetzt natürlich ein bisschen mehr, und ich werde mich später, nach der Karriere, sicher gerne daran erinnern.»
Dazwischen und danach klappte die spezielle Beziehung zu Olympia nicht mehr. «War da was, oder», fragt Ammann rhetorisch. 2006 in Turin war «ein harter Fight». Er stürzte im Probedurchgang, danach «musste ich mich wehren, dass sie mich nicht festschnallen und gegen meinen Willen abschleppen.»
2014 in Sotschi, der Heimat seiner russischen Ehefrau, startete Ammann nochmals mit grossen Ambitionen. Er habe viel versucht und sei Anfang Saison super gesprungen. «Da ist man dann schon irgendwie am Boden, da muss man immer ein bisschen aufpassen, dass man nicht strandet.»
Fokus auch bei Olympia 2022 nicht verlieren
Gestrandet ist Ammann aber nicht, auch vor vier Jahren in Pyeonchang war er dabei und sprang sehr ordentlich. In Erinnerung blieb vor allem das Bild von Ammann, der in der eisigen Kälte auf seinen Sprung warten musste. «Es war ein Kampf gegen die äusseren Umstände.»
Und was würde er in zwei Wochen gerne über seine siebten Olympischen Spiele erzählen? «Das ist so eine theoretische Frage, die ich nicht mag», sagt er.
Er wolle bis zu seinem letzten Sprung voll in seinem Sport aufgehen. «Dieser Fokus auf die wenigen Sekunden, die einem noch bleiben. Darum bin ich noch dabei.»