Viele Versprechungen, wenig Konzepte
Die Situation zwischen der FIS und insbesondere deren Präsident Johan Eliasch sowie mehreren grossen nationalen Verbänden ist komplett verfahren. Eine Lösung in diesem Machtkampf scheint momentan weit entfernt.
Lange, sehr lange, mochte Johan Eliasch, der seit Juni 2021 gewählte Präsident des Internationalen Ski- und Snowboard-Verbandes, keine Interviews geben. Was die zunehmende Anzahl an Kritikern sagte, interessierte ihn zu Beginn seiner Amtszeit nicht. Vor einigen Wochen hat der schwedisch-britische Milliardär seine Meinung geändert, seither gibt er kommunikativ Gegensteuer und versucht er sich in Image-Korrektur.
Von der «Bilanz» über den «Sonntags-Blick» hin zu diversen österreichischen Medien und auch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA – allen gewährte der 61-Jährige längere Interviews, um über seine teils forsche Vorgehensweise zu informieren.
Der grösste Streitpunkt im immer grösser werdenden Konflikt mit den Skiverbänden aus der Schweiz, Österreich und Deutschland dreht sich um die Frage, wem die Medien- und Werberechte gehören. Eliasch stellt sich auf den Standpunkt, dass die Rechte uneingeschränkt der FIS gehören und «diese damit machen kann, was immer sie mit ihnen machen will». Swiss-Ski, ÖSV und DSV sehen das klar anders. Diese wollen an der historisch gewachsenen Struktur festhalten und die Medienrechte nicht beim Weltverband zentralisieren.
Für eine zentralisierte Vermarktung sei man allerdings sehr wohl, so Urs Lehmann. «Aber auch da», sagt der langjährige Swiss-Ski-Präsident, «wollen wir grosse Nationen, die das in den vergangenen Jahren nicht so schlecht gemacht und unser System aufgebaut haben, natürlich erfahren, wie die FIS das Ganze anpacken will, wie die Verteilung unter den Verbänden aussehen wird.» Das sei ein legitimes Anliegen. «Unser Problem ist jedoch, dass wir noch nie Antworten erhalten haben.»
Genau gleich äusserte sich in der vergangenen Woche in Méribel auch die ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober. Es sei definitiv die FIS «am Zug, ein Konzept zu liefern». Lehmann wie Stadlober betonen zudem immer wieder: «Wir sind bereit für Gespräche.»
Im Clinch steht Eliasch insbesondere auch mit Urs Lehmann. Der Aargauer, seit 2008 Präsident von Swiss-Ski, präsentierte sich vor zwei Jahren auch als Kandidat für das FIS-Präsidium, unterlag jedoch bei der Wahl deutlich. Auf die Angriffe auf persönlicher Ebene mag Lehmann nicht eingehen.
Er sagt aber, dass er in den «vergangenen 18 Monaten so viele Ideen gesehen hat, die nicht ausgereift waren», dass er deshalb statt schönen Versprechungen «durchdachte Konzepte» sehen wolle. Dass sich nur wenige Verbände explizit äussern, bedauert Lehmann. «Aber es gibt sehr viele weitere Verbände, deren Zufriedenheit mit dem, was bei der FIS momentan geht, nicht gross ist.»