Zwei norwegische Skispringer im Anzug-Skandal suspendiert
Die FIS greift im Anzug-Skandal durch und suspendiert zwei norwegische Skispringer. In der Zwischenzeit haben sich andere Athleten zu Wort gemeldet.

Das Wichtigste in Kürze
- Die norwegischen Skispringer Marius Lindvik und Johann André Forfang werden suspendiert.
- Auch drei Team-Offizielle werden von der FIS vorsorglich gesperrt.
- In Norwegen äussern sich weitere Athleten zum Betrug im Skispringen.
Im Skandal um manipulierte Anzüge hat die FIS die beiden norwegischen Skispringer Marius Lindvik und Johann André Forfang vorläufig suspendiert.
Auch drei Team-Offizielle, darunter Cheftrainer Magnus Brevig, sind im Zuge der laufenden Untersuchungen vorerst gesperrt, wie die FIS mitteilte.

In der Heimat der Norweger haben sich zudem drei Skispringer zu Wort gemeldet. Und von einer Kultur des Betrugs gesprochen.
Olympiasieger Tande: «Jeder macht es»
Norwegens Skisprung-Olympiasieger Daniel-André Tande räumt Betrug während seiner Laufbahn ein. «Absolut jeder macht es», sagte der 31-Jährige dem norwegischen Rundfunk NRK zur Manipulation der Ausrüstung.

Tande weiter: «Ja, ich würde es wagen, zu sagen, dass ich das einige Male getan habe.» 2018 in Pyeongchang hatte Tande Olympia-Gold mit der Mannschaft gewonnen.
Auch Ex-Skispringer gestehen Betrug
Auch die früheren Skispringer Anders Jacobsen und Johan Remen Evensen räumten Manipulationen ein. «Es ist ein hartes Wort. Betrug. Aber ich kann nicht mit meiner Hand auf meinem Herzen sagen, es nicht getan zu haben», sagte Jacobsen.
«Denn wenn die Definition von Betrug ist, einen etwas zu grossen Anzug zu tragen, dann habe ich betrogen.» 2007 hatte Jacobsen die Vierschanzentournee gewonnen.
Das Problem ist die FIS
Dabei ging es nicht nur um illegale Veränderungen am Anzug, wie die Norweger berichteten. Auch Schuhe, Handschuhe und selbst die Unterwäsche werde manipuliert.
Tande berichtete davon, dass die Norweger 2019 ihr zu dichtes Anzugmaterial mit einer Perforationsmaschine so verändert hätten, dass sie den Luftdurchlässigkeitstest bestanden. Laut Tande hätten das diverse Nationen getan, ein anderes Team hätte sich sogar die Maschine der Norweger ausgeliehen.

Die Hauptschuld sieht das Trio beim Weltverband FIS, der mit seinen Regularien die Springer zum Betrug anrege – und nicht immer konsequent durchgreife.
«Der Grundsatz in dem Sport lautet, wenn du nicht erwischt wirst, hast du nicht betrogen», sagte Evensen. «Das ist ein Problem der Einstellung, das sich durch die ganze Skisprung-Welt zieht.»
Das Problem sei die FIS, sagte Tande. Er behauptete, Kontrolleure würden sichtbare Manipulationen nicht beachten, damit man den richtigen Sieger habe.
«Es ist das Beste für das Produkt, wenn in Norwegen ein Norweger gewinnt. Oder ein Österreicher in Österreich. Das ist allgemein bekannt», meinte Tande.