Coronavirus: Luzerner wehren sich gegen Regel-Verschärfungen
Die Luzerner Behörden ziehen punkto Coronavirus die Schraube an. Obwohl die Fallzahlen vergleichsweise tief sind. Die Bevölkerung tobt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab Freitag dürfen Gastro-Betriebe im Kanton Luzern nur noch 100 Personen aufnehmen.
- Daneben hat der Kanton eine Maskenpflicht für Gymi- und Berufsschüler angekündigt.
- In der Luzerner Bevölkerung regt sich Widerstand – die Fallzahlen seien doch tief.
Die Kantone häkeln einen regelrechten Corona-Flickenteppich. Nachdem sich der Bundesrat in die Sommerferien verabschiedet hat, verschärfen immer mehr Kantone ihre Massnahmen.
Neben den Grenzkantonen, welche damit auf gestiegene Zahlen reagieren, sticht auch der Kanton Luzern hervor. Dieser hat zum Wochenbeginn als schweizweit erster Kanton eine Maskenpflicht für Gymi- und Berufsschüler angekündigt. Heute Mittwoch der nächste Knall: Gastro-Betriebe dürfen ab Freitag nur noch 100 Gäste zulassen.
Damit folgen die Luzerner Behörden dem Beispiel beider Basel, Zug, Aargau, Solothurn, Bern, dem Wallis oder dem Tessin. Diese haben die Personenzahl schon einige Tage zuvor beschränkt. Trotzdem regt sich in der Bevölkerung Widerstand.
Verschärfung wegen Coronavirus «kommt Berufsverbot gleich»
Kurz nachdem die Behörden heute Morgen die Öffentlichkeit informierten, kocht die Diskussion in den sozialen Medien bereits hoch. Besonders der Brief eines Unternehmers wird wie wild geteilt, kommentiert und erhält viel Zuspruch.
Der Unternehmer führt eine Kommunikations-Agentur, welche viele Clubs und Bars vertritt. Adressiert ist der Brief an Regierungsrat Guido Graf, der das Gesundheits- und Sozialdepartement unter sich hat. Die Entscheidung über die Personenbeschränkung sei wohl opportun für die Regierungsratskollegen.
«Für alle Mitarbeiter in der Gastronomie (insbesondere der Bar-, Club, Eventgastronomie) kommt Ihre Entscheidung einem Berufsverbot gleich.» Unverständlich ist dem Unternehmer die Verfügung besonders, da die Neuansteckungen mit dem Coronavirus doch so tief seien. Trotzdem «verdammen Sie hunderte Mitarbeiter in eine ungewisse Zukunft».
Zum Schluss des Briefes wird der Regierungsrat aufgefordert, die Verfügung zurückzuziehen oder an quantitativ messbare Faktoren zu binden. Der Brief wird etliche Male geteilt und kommentiert, der Tenor: «Bravo!»
Hat Luzern wirklich so tiefe Fallzahlen?
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Ganz unrecht hat der Unternehmer nicht. Tatsächlich lag der Kanton Luzern in den vergangenen Wochen stets unter dem Schweizer Durchschnitt.
So lag der Schnitt der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus vergangene Woche bei vier. Zum Vergleich: In Zürich waren es fast 21, im Aargau 9. Auch wenn man die Zahlen ins Verhältnis zur Bevölkerungsgrösse setzt (Grafik), ist die Infektionsquote geringer als in diesen Kantonen.
Luzern gehört also zu den Kantonen mit verschärften Massnahmen, die die tiefsten Infektionsquoten aufweisen.
Doch die Regierung orientiert sich eben an diesen anderen Kantonen. Dort hätte man festgestellt, dass das Contact Tracing bei 300 Personen an Events an die Grenzen stosse. Auch trage Luzern als Tourismus- und Kulturstadt ein besonders hohes Ansteckungs-Risiko mit dem Coronavirus in Gastrobetrieben oder an Events.
Auch wenn die Verschärfung viele rote Köpfe hinterlässt, gehen einzelne Clubs sogar schon einen Schritt weiter.
So hat der Club «Rok» nahe des Luzerner Bahnhofs kurzerhand eine Maskenpflicht angekündigt.