Schweiz hinkt bei Internet-Geschwindigkeit hinterher
In Singapur surft man im Schnitt doppelt so schnell wie in der Schweiz. Das dürfte sich nicht bessern, glaubt der Telekom-Experte. Schuld ist auch die Politik.
Das Wichtigste in Kürze
- Punkto Internet-Geschwindigkeit wird die Schweiz von Singapur deutlich abgehängt.
- Insgesamt haben 10 Länder im Schnitt einen schnelleren Internet-Anschluss als wir.
- Künftig dürften wir noch weiter hinterherhinken, glaubt Telekom-Experte Ralf Beyeler.
Geht es um Lebensqualität oder Löhne, dann ist die Schweiz immer ganz vorne. Nicht ganz so früh taucht die Schweiz hingegen auf der Tabelle der schnellsten Internet-Anschlüsse auf. In die Top Ten schaffen wir es mit den elften Platz knapp nicht.
Dies zeigt eine Untersuchung des britischen Vergleichsportals Cable. Gegenüber dem Vorjahr hat die Schweiz einen Platz verloren. Spitzenreiter mit einer Download-Geschwindigkeit von über 60 Megabit pro Sekunde bleibt Singapur, Platz zwei und drei gehen nach Schweden und Dänemark (46 bzw. 44 Mbit pro Sekunde).
Keine Überraschung
Die Schweiz ist deutlich abgehängt. Bei uns liegt die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit bei knapp 30 Megabit pro Sekunde. Selbst Ungarn und Rumänien surfen im Schnitt schneller. Den kompletten Vergleich können Sie hier herunterladen.
Gemeinden gefragt
Telekom-Experte Ralf Beyeler von moneyland.ch überrascht nicht, dass die skandinavischen Länder und Singapur einen riesigen Abstand auf uns haben. «In diesen Ländern ist auch der Politik bewusst, wie wichtig das Internet ist. Zudem nehmen die Unternehmen dort ihre Verantwortung war.»
Dass die Schweiz nicht besser abschneidet, sei auch Schuld der Swisscom, findet Beyeler. Nur ein Drittel des Landes kann über Glasfaser surfen. Die Swisscom baut aus, setzt aber oft auf G.fast. Damit werden bestehende Kupferleitungen schneller gemacht. So liegen bis zu zu 500 Megabit pro Sekunde drin. Allerdings sind schon heute Glasfaser-Angebot in der Schweiz verfügbar, die doppelt so schnell sind. Salt fiber ist gar 20 Mal schneller.
«Die Eidgenossenschaft als Mehrheitsaktionär der Swisscom hätte es in der Hand, Swisscom den Ausbau der Glasfaserleitungen vorzuschrieben», findet Beyeler. Doch im Parlament sei kaum Internet-Kompetenz vorhanden.
Nicht nur in Bundesbern steht ein schneller Internet-Anschluss nicht zuoberst auf der Prioritäten-Liste. «Es ist beängstigend, wie viele Gemeinden noch nicht erkannt haben, dass Internet heue eine so wichtig Infrastruktur wie Strom oder Wasser ist.»
Der Telekom-Experte geht darum davon aus, dass die Schweiz in den nächsten Jahren weiter in der Rangliste zurückfallen wird. «Das ist eine logische Folge, wenn andere Länder in Glasfaser investieren, und in der Schweiz der Glasfaserausbau quasi gestoppt ist.»