Forscher «klonen» vor 12'000 Jahren ausgestorbenen Schattenwolf
Ein US-Unternehmen will ausgestorbene Tiere nachbauen. Jetzt werden vermeintlich auferstandene Schattenwölfe präsentiert.

Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben im Labor gentechnisch veränderte Grauwölfe kreiert.
- Ihnen wurden Gene der vor rund 12'000 Jahren ausgestorbenen Schattenwölfe implementiert.
- Dieser Ansatz sorgt in der Forschung aber auch für Kritik.
Drei Jungwölfe mit hellem Fell werden von einer US-Firma als wiederbelebte Schattenwölfe beworben.
Tatsächlich sind es gentechnisch veränderte Grauwölfe, die einige Gene jener vor etwa 12'000 Jahren ausgestorbenen Art – auf englisch «dire wolf» (Schrecklicher Wolf) genannt – tragen.
Das auf derartige Projekte spezialisierte US-Unternehmen Colossal Biosciences mit Sitz in Dallas hat die Hybriden nun der Öffentlichkeit vorgestellt: die bereits Anfang Oktober geborenen Rüden Romus und Remulus sowie das Ende Januar zur Welt gekommene Weibchen Khaleesi.
Das Unternehmen spricht von den ersten Schattenwölfen seit der Zeit des Pleistozäns, das vor etwa 10'000 Jahren endete.
Colossal Biosciences präsentiert Schattenwölfe
Für Aufsehen gesorgt hatte Colossal Biosciences schon Anfang März einmal – mit der «Wollhaarmaus», gentechnisch veränderten Mäusen. Deren Fellstruktur der von Wollhaarmammuts ähneln soll.
Für die nun präsentierten Wölfe hatte das Unternehmen Genomreste von zwei Schattenwölfen sequenziert, die vor 13'000 Jahren und vor 72'0000 Jahren im Gebiet der heutigen USA lebten.
Durch Vergleiche mit heutigen Wölfen ermittelte das Team nach eigenen Angaben, welche genetischen Eigenschaften typisch für die ausgestorbene Art waren.

Schliesslich veränderten sie das Erbgut von Grauwölfen (Canis lupus) an 20 Stellen in 14 Genen entsprechend.
Die entstandenen Mischlinge, Hybriden genannt, sind also weitaus enger mit dem Grauwolf als dem Schattenwolf verwandt.
Experten reagieren skeptisch
Unabhängige Fachleute kommentieren die Präsentation der Tiere kritisch. Es handle sich nur um Hybrid-Grauwölfe mit einigen womöglich schattenwolfähnlichen Eigenschaften, erklärte Nic Rawlence von der neuseeländischen Universität Otago.
Dass die speziellen Eigenheiten tatsächlich von Schattenwölfen stammten, sei lediglich eine Vermutung, betonte der Zoologe.
«Um etwas wirklich wieder aufleben zu lassen, müsste man es klonen, sagte Rawlence. «Das Problem ist, dass wir ausgestorbene Tiere nicht klonen können, weil die DNA nicht gut genug erhalten ist.»
Selbst wenn man das Genom sequenziere, lasse sich die DNA nicht in ausreichend grossen Stücken extrahieren, wie das bei einem lebenden Tier möglich sei.
Viel sinnvoller als der Ansatz des Unternehmens sei es, Technologien und Wege dafür zu entwickeln, die das Aussterben von Arten verhindern. Also das zu erhalten, was wir noch haben.

Philip Seddon, ebenfalls von der Universität Otago, spricht zwar von erstaunlichen technologischen Fortschritten, aber: «Die süssen Welpen Romulus, Remus und Khaleesi sind keine Schattenwölfe – sie sind genetisch veränderte Grauwölfe.»
Beide Arten seien nicht einmal nahe verwandt. Der letzte gemeinsame Ahne habe wahrscheinlich vor rund sechs Millionen Jahren gelebt.
Unternehmen will mammutähnliche Elefanten herstellen
Colossal Biosciences wurde vom Harvard-Forscher George Church mitgegründet. Dieser wurde international berühmt durch seine Ankündigung, einen kälteresistenten Elefanten erschaffen zu wollen, der wie ein Mammut aussieht und sich möglichst auch ähnlich verhält.