Deniz Yücel: Verhaftung ist laut Amnesty ohne Anklage menschenrechtswidrig

Ein Jahr nach der Inhaftierung des «Welt»-Korrespondenten Deniz Yücel in der Türkei nehmen die Kritik an den türkischen Behörden und die Forderungen nach Konsequenzen zu.

Seit einem Jahr ist der deutsche Journalist Deniz Yücel in der Türkei inhaftiert. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit einem Jahr ist der deutsche Journalist Deniz Yücel in der Türkei inhaftiert.
  • Amnesty international benennt die Inhaftierung ohne Anklage als Verstoss gegen die Menschenrechte.

Der «Welt»-Journalist Deniz Yücel war an diesem Mittwoch vor einem Jahr in Istanbul festgenommen worden. Kurz darauf war wegen Terrorvorwürfen Untersuchungshaft gegen ihn verhängt worden. Bis heute hat die Staatsanwaltschaft keine Anklageschrift vorgelegt. Nun nannte Amnesty International die Inhaftierung Yücels ohne Anklage einen Verstoss gegen die Menschenrechte und verlangte mehr internationales Engagement.

Der Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, Markus Beeko, teilte mit: «Diese andauernde Untersuchungshaft ohne Gerichtsverfahren kommt einer Strafe ohne Verfahren gleich und ist menschenrechtswidrig.» Amnesty rief Regierungen aller Länder dazu auf, «die umgehende Freilassung Deniz Yücels und der anderen Journalisten einzufordern und die Türkei an die Einhaltung der Pressefreiheit zu erinnern».

Nach einer Statistik der türkischen Nichtregierungsorganisation P24, einer «Plattform für unabhängigen Journalismus», sitzen in der Türkei mehr als 150 Journalisten im Gefängnis. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt der EU-Beitrittskandidat Türkei auf Platz 155 von 180. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat dagegen erst im vergangenen Monat wieder erklärt, sein Land sei Vorreiter der Pressefreiheit.

Die Linke nannte Yücels Inhaftierung einen Skandal und kritisierte: «Ein viel grösserer Skandal ist jedoch die devote Haltung der Bundesregierung gegenüber Erdogans Krieg gegen die Freiheit und gegen die Kurden.» Die Grünen-Abgeordnete Tabea Rössner teilte mit: «Die Türkei ist kein Rechtsstaat mehr, denn in einem Rechtsstaat gibt es das Recht auf einen fairen Prozess. Die Gerichte müssten diesem
rechtsverletzenden, unmenschlichen Zustand endlich ein Ende setzen.»

Yücel war an diesem Mittwoch vor einem Jahr in Istanbul festgenommen worden. Kurz darauf war wegen Terrorvorwürfen Untersuchungshaft gegen ihn verhängt worden. Bis heute hat die Staatsanwaltschaft keine Anklageschrift vorgelegt.