Hunderttausende warten weiter auf Hilfe
Hunderttausende warten in Ost-Ghuta trotz Waffenruhe weiter auf Hilfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Eigentlich herrscht im Kriegsgebiet in Ost-Ghuta zwischenzeitlich Waffenruhe.
- Noch immer warten aber hunderttausende Menschen auf Rettung.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow sagte in Genf vor dem Menschenrechtsrat: «Dort verschanzte militante Kämpfer beschiessen weiterhin Damaskus, sie blockieren Hilfskonvois und verhindern die Rettung der Menschen, die flüchten wollen». Russland ist einer der wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung und beteiligt sich mit der Luftwaffe am Bürgerkrieg. Die USA hatten Russland am Dienstag vorgeworfen, sich selbst nicht an die eigene Feuerpause zu halten.
Die von Russland verkündeten Waffenruhen sollen täglich von 8.00 bis 13.00 Uhr MEZ (9.00 bis 14.00 Uhr Ortszeit) gelten und Hilfskonvois für die Notleidenden ermöglichen. Ausserdem sollen Zivilisten das Gebiet verlassen können - auch dies geschah am Mittwoch nicht.
Ocha-Sprecherin Tom zufolge stehen die Hilfsteams für die Belieferung Ost-Ghutas bereit. Dafür werde jedoch ein längeres Zeitfenster für die Kampfpause benötigt. UN-Vertreter betonten, in fünf Stunden könnten keine Hilfsgüter in die Gebiete gefahren, entladen und verteilt werden und Verletzte könnten so schnell nicht gefunden, stabilisiert und herausgebracht werden.
Es seien bislang auch keine Genehmigungen für Hilfskonvois herausgegeben worden, sagte der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock dem UN-Sicherheitsrat in New York. Insgesamt hätten in diesem Jahr bislang nur rund 7200 Menschen mit einem kleinen Konvoi in belagerten und schwer zugänglichen Gebieten Syriens mit humanitärer Hilfe versorgt werden können. Das seien deutlich weniger als im Vorjahr. Die syrische Regierung gebe nur ganz selten Genehmigungen aus. «Wenn sich das nicht ändert, werden bald mehr Menschen an Hunger und Krankheiten sterben, als an Bombardierungen und Beschiessungen.»
Das Auswärtige Amt betonte, die von Russland angebotene Feuerpause sei «wirklich nur ein erster Schritt». Der humanitäre Zugang zu dem Gebiet sei weiterhin nicht möglich.
Kurz vor Beginn der Feuerpause am Mittwoch meldeten Aktivisten heftige Kämpfe zwischen Armee und Rebellen. Die Regierung habe Ost-Ghuta zudem aus der Luft und mit Artillerie angegriffen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Nach dem Ende der Waffenruhe flammten die Angriffe wieder auf: Bei mindestens sechs Luftangriffen seien ein Zivilist und ein Helfer getötet sowie 15 weitere Unbeteiligte verletzt worden. Es habe zudem wieder Kämpfe am Boden gegeben.
Die Türkei will trotz einer am Wochenende vom UN-Sicherheitsrat geforderten Waffenruhe für ganz Syrien und scharfer US-Kritik ihre Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien fortsetzen. Ankara sehe sich nicht als eine der Kriegsparteien und führe in der Region Afrin einen Kampf gegen «Terrororganisationen» teilte das Aussenministerium in Ankara am Mittwoch zur Begründung mit.