Ukraine-Krieg: Putin hetzt Russen mit Hotline auf «Verräter»
Im Ukraine-Krieg sind normale Russen dazu aufgerufen, Kritiker zu denunzieren. Dafür wurde auf Telegram eigens eine Hotline eingerichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- In Russland ist jegliche Kritik am Ukraine-Krieg verboten und wird brutal bestraft.
- Die Behörden haben sogar eine Hotline eingerichtet, um kritische Bürger zu melden.
- Das Vorgehen wird mit der «Grossen Säuberung» in der Stalin-Zeit verglichen.
Wer sich in Russland gegen den Ukraine-Krieg stellt, dem droht Ungemach. Doch längst sind nicht nur Menschen in Gefahr, die in aller Öffentlichkeit zu ihrer Meinung stehen. Laut Berichten wurden nämlich normale Russen dazu aufgerufen, Kriegskritiker zu verpetzen.
Der Kreml hat demnach Bürgern in mehrere Regionen SMS-Anweisungen gesendet, wie sie sich gegenseitig denunzieren können. Abweichenden Stimmen droht Knast. Möchtegern-Informanten steht ein eigener Kanal, sozusagen eine Hotline, auf Telegram zur Verfügung.
Der «Sunday Telegraph» berichtet von einem Fall einer jungen Verkäuferin(22), die diese Woche 24 Stunden in Haft verbrachte. Sie hatte zu einem Fremden in einer Moskauer Bar gesagt, dass sie mit dem Ukraine-Krieg nicht einverstanden sei.
«Es war nur ein Geplauder... er war sehr verärgert, dass wir seine Meinung nicht teilten und fing an zu streiten. Er behauptete, dass Putin und der Krieg der richtige Weg seien.» Der Mann sei schliesslich aus der Bar geworfen worden, doch innerhalb einer Stunde kreuzte die Polizei auf.
Die junge Frau und ihre Freunde wurden gebeten, die Bar zu verlassen. «Sie waren wegen uns gekommen», sagt sie und fügt an: «Wir verbrachten eine Nacht im Gefängnis und erhielten eine Busse wegen ‹Diskreditierung der russischen Streitkräfte›».
Ukraine-Krieg: Vorgehen mit Stalin-Zeit verglichen
Ein weiterer Fall spielte sich laut dem «Telegraph» in einer Schule in Zentralrussland ab. In Penza hatten Schüler heimlich Antikriegskommentare ihrer Lehrerin aufgezeichnet, und sie anschliessend bei den Behörden verpetzt.
Andere Beispiele von Angeschwärzten: Eine Frau in Sibirien schmückte einen Baum in den Farben der Ukraine. Ein Moskauer Mann entfaltete eine ukrainische Flagge in seinem Fenster. Ein Polizist wurde dabei belauscht, wie er den Ukraine-Krieg kritisierte.
Die Fälle wurden demnach von der russischen Menschenrechtsorganisation OVD-Info aufgezeichnet. Die Leiterin der Rechtsabteilung der Gruppe, Alexandra Baeva, verglich das Vorgehen mit der Stalin-Diktatur. «Die Menschen haben Angst und schwärzen sich gegenseitig an.»
Joseph Stalin setzte seine Geheimpolizei (NKWD) ein, um jeden zu eliminieren, der sich gegen die kommunistische Partei aussprach. Mehr als eine Million Menschen wurden zwischen 1936 und 1938 in den Gulag geschickt. Die Zeit ist als «Grosse Säuberung» bekannt.
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