Bewaffnete Lockdown-Gegner organisieren sich auf Facebook

In den USA machen sich Proteste gegen die wegen des Coronavirus erlassenen Massnahmen breit. Koordiniert wird auf Facebook, welches nur bedingt dagegen vorgeht.

Bewaffnete Demonstranten vor dem Michigan Capitol, dem Parlaments- und Amtssitz der Gouverneurin. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den USA protestieren US-Bürger gegen die erlassenen Lockdown-Regelungen.
  • Ohne das Social Distancing einzuhalten, versammeln sich teilweise bewaffnete Personen.
  • Die Koordination geschieht auf Facebook, das nur bedingt gegen die Rechtsextremen vorgeht.

Seit einigen Tagen protestieren die Bürger mehrerer US-Bundesstaaten gegen die lokalen wegen des Coronavirus erlassenen Lockdown-Massnahmen. Teilweise stellen die Demonstranten dabei provokativ ihre Waffen zur Schau. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Waffen erheblich. Der Online-Munitionshändler Ammco.com verzeichnete zwischen Ende Februar und Ende März ein Umsatzplus von fast 800 Prozent.

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Die landesweiten Proteste werden laut einem Bericht der «Washington Post» von einem rechtsextremen Trio koordiniert. Ein Grossteil der Organisation erfolgt via einflussreicher Facebook-Gruppen, die insgesamt rund 200'000 Mitglieder zählen.

Donald Trump an einer Pressekonferenz. (Archivbild) - AFP

US-Präsident Donald Trump stellte sich öffentlich hinter die Protestierenden. Er forderte diese sogar dazu auf, sich gegen die von seinen Gesundheitsberatern empfohlenen Regeln zu stellen. Seither wachsen die Zahlen rasant. Trotzdem: Die Mehrheit der US-Bevölkerung steht nach wie vor hinter dem Lockdown.

Hunderte von Demonstranten versammeln sich mit einer grossen Trump-Amerika-Flagge vor dem offiziellen Sitz von Tim Walz, Gouverneur von Minnesota. - dpa

So ergaben Umfragen der Quinnipiac University, dass 95 Prozent der Demokraten die Massnahmen unterstützen. Bei den Republikanern sind es immerhin 70 Prozent. Die Quarantäne-Gegner bilden also eine Minderheit. Doch auch ein kleiner Teil der Bevölkerung kann für Tumult sorgen, wenn er nur laut genug ist.

Facebook geht nur bedingt gegen Desinformation zum Coronavirus vor

Denn die Desinformation geschieht insbesondere auf Facebook. Dass dies schwerwiegende Folgen haben kann, zeigten beispielsweise die US-Wahlen 2016. Angeblich wurden damals gezielt falsche Informationen gestreut, um Trump zu unterstützen. Grosse Player wie Twitter und auch Facebook selbst agieren seither gewissenhafter, was ihre Inhalts-Richtlinien angeht.

Doch bei den nun aufflammenden Anti-Quarantäne-Protesten rudert Facebook zurück. Zwar wurden Facebook-Posts zu Protesten, welche das Social Distancing ignorieren und zur Waffenschau motivieren, teilweise gelöscht.

Eine Facebook-Nutzerin ist sich sicher: Das Coronavirus dient einzig der Zerstörung der USA. - Screenshot / Öffentliche Facebook-Gruppe «Suck Illinois»

Doch Beiträge zu sonstigen Protesten, die sich gegen die Massnahmen richten, bleiben online. Dies obschon die Protest-Gründe teilweise absurd ausfallen. Obiges Bild zeigt den Beitrag einer Facebook-Nutzerin. Sie ist sich sicher: Das Coronavirus aus China dient einzig der Zerstörung der USA.

Mark Zuckerberg, Chef von Facebook. - dpa

Ein Mediensprecher Facebooks zur «Washington Post»: «Sofern die Regierung die Veranstaltung in dieser Zeit nicht verbietet, dürfen sie auf Facebook organisiert werden. Aus dem gleichen Grund sind Ereignisse, die sich den Richtlinien der Regierung zur sozialen Distanzierung widersetzen, auf Facebook nicht zulässig.»