Artillerie-Hilfe der EU für Ukraine kommt nur langsam voran

Die Artillerie-Hilfe der EU hat in der Ukraine mit einigen Rückschlägen zu kämpfen. Sie kommt deutlich langsamer voran als die von Russland.

Die Flaggen der Ukraine und der Europäischen Union hängen zusammen an der Aussenseite des Gebäudes vor einer ausserordentlichen Plenarsitzung zum Ukraine-Konflikt im Europäischen Parlament. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Virginia Mayo

Das EU-Programm zur Lieferung von einer Million Artilleriegeschossen an die Ukraine kommt offensichtlich nur langsam voran. Nach Angaben des estnischen Verteidigungsministers Hanno Pevkur gab es zuletzt nur Zusagen für etwa 226 000 Geschosse.

Es müsse noch viel getan werden, mahnte er am Mittwoch am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffens im spanischen Toledo.

Dabei gelte es, alle Optionen in Erwägung zu ziehen. Neben der Erhöhung von Produktionskapazitäten seien dies auch die Aufbereitung alter Geschosse und der Einkauf von Munition in Drittstaaten.

Artilleriegranaten in der Ukraine - AFP

Den Angaben Pevkurs zufolge verschiesst die Ukraine derzeit etwa 6000 Geschosse pro Tag, während Russland an Spitzentagen auf 60 000 bis 70 000 kommt. Ein Vorteil der westlichen Munition sei, dass sie präziser und deswegen hilfreicher sei, sagte er.

Zur laufenden ukrainischen Gegenoffensive sagte Pevkur, man sehe, dass die ukrainischen Streitkräfte Fortschritte bei der noch von Russland besetzten Stadt Tokmak machten, die derzeit ein «Hotspot» sei.

Wenn Tokmak zurückerobert werde, könnten Versorgungslinien für die russischen Streitkräfte abgeschnitten werden, was sehr wichtig wäre, sagte er. Grundsätzlich sei es für die Ukrainer aber sehr schwierig, da sie wegen Minenfeldern nur «Zentimeter um Zentimeter» vorankämen und dabei in Reichweite der russischen Streitkräfte seien.

Fortschritt als Thema bei informellen EU-Treffen

Die Fortschritte bei der Unterstützung Kiews waren am Mittwoch eines der Themen bei dem informellen Treffen der EU-Verteidigungsminister in Toledo.

Die EU-Staaten hatten der Ukraine im März versprochen, innerhalb von zwölf Monaten eine Million neue Artilleriegeschosse und Raketen für den Abwehrkrieg gegen Russland bereitzustellen. Sie sollen aus den Beständen der Mitgliedstaaten, aber auch über neue gemeinsame Beschaffungsprojekte organisiert werden.

Die deutsche Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller verwies in Toledo darauf, dass in Deutschland zuletzt mehrere Rahmenverträge für zusätzliche Lieferungen an die Ukraine unterzeichnet wurden. «Die Munitionsinitiative kommt voran», sagte die SPD-Politikerin, die bei dem Treffen Verteidigungsminister Boris Pistorius vertrat.