Arzt muss wegen Hunderten Corona-Scheinimpfungen vor Gericht

Ein deutscher Hausarzt soll die Impfkampagne während der Pandemie systematisch sabotiert haben. Dabei erhielten Impfkritiker einen Stempel – auch ohne Spritze.

Aufgezogene Spritzen mit Impfstoff gegen Covid-19. (Archivbild) - Daniel Karmann/dpa/Symbolbild

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Hausarzt muss sich wegen Scheinimpfungen vor dem Augsburger Landgericht verantworten.
  • Der 73-Jährige aus Wemding (D) habe 176 falsche Corona-Impfungen vorgenommen.
  • Gegen den Mediziner wurde bereits ein vorläufiges Berufsverbot verhängt.

Nach Hunderten mutmasslich falschen Corona-Impfungen muss sich von Dienstag an ein Hausarzt vor dem Augsburger Landgericht verantworten. Der 73 Jahre alte Mediziner aus Wemding (D) soll im Jahr 2021 bei 176 Patienten Scheinimpfungen vorgenommen haben.

Den Impfstoff soll der Mann entsorgt und den Impfwilligen nur leere Spritzen ins Gesäss gestochen haben. Die Staatsanwaltschaft geht von 314 manipulierten Erst- und Zweitimpfungen aus. Der Verteidiger gab im Vorfeld des Prozesses keine Stellungnahme zu der Anklage ab.

Bescheinigung ohne echte Impfung: Mindestens 49 Fälle

Daneben soll die Praxis bei impfkritischen Bürgern als Anlaufstelle bekannt gewesen sein, um Bescheinigungen ohne echte Impfung zu erhalten. Der Allgemeinarzt soll laut Anklage in mindestens 49 Fällen solche nicht vorgenommenen Impfungen bescheinigt haben. In der Szene soll dies als «Schonimpfung» bekannt gewesen sein.

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Tatsächlich gab es nach den Ermittlungen eine noch grössere Zahl von Patienten, die diese Scheinimpfung bewusst in Anspruch genommen haben. Denn parallel zu den Ermittlungen gegen den Hausarzt liefen auch zahlreiche weitere Strafermittlungen gegen Patienten.

Diese Prozesse fanden bereits am Amtsgericht in Nördlingen statt. Nach Angaben des dortigen Gerichts wurden rund 80 Verfahren mit etwa 100 Angeklagten verhandelt. Im Regelfall endeten die Verhandlungen mit Geldstrafen, es hat laut einer Gerichtssprecherin nur wenige Freisprüche gegeben.

Vorläufiges Berufsverbot verhängt

Gegen den Mediziner wurde bereits ein vorläufiges Berufsverbot verhängt. In dem Prozess wird überprüft werden, ob dies dauerhaft angeordnet werden soll. Die Strafkammer hat 23 weitere Verhandlungstage geplant. Ein Urteil wird im November erwartet.

Im niedersächsischen Landkreis Friesland hatte während der Pandemie eine Krankenschwester ebenfalls Impfungen manipuliert. Sie hatte Spritzen mit Kochsalzlösung aufgezogen, weil sie nach eigener Aussage eine Ampulle Impfstoff zerbrochen hatte. Sechs Patienten bekamen so wirkungslose Impfungen, die Schwester bekam eine Bewährungsstrafe.