Ärzte in Tunesien protestieren nach Unfalltod von Mediziner gegen Arbeitsbedingungen
Nach dem Tod eines Arztes in einem Krankenhaus in Tunesien haben am Freitag hunderte Beschäftigte des Gesundheitswesens gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen protestiert.

Das Wichtigste in Kürze
- 27-jähriger Arzt starb nach Sturz in Aufzugsschacht.
Die Demonstranten versammelten sich vor dem Gesundheitsministerium in Tunis und forderten den Rücktritt von Minister Faouzi Mehdi, wie ein AFP-Reporter berichtete. In den Online-Netzwerken löste der Unfalltod des 27-jährigen Badreddedine Aloui ebenfalls erboste Reaktionen über den maroden Gesundheitssektor aus.
Der Chirurg war Medienberichten zufolge am Donnerstag in der Region Jendouba in einen leeren Aufzugsschacht gestürzt, als er den Lift nutzen wollte. Der Aufzug sei trotz eines seit langem gemeldeten Fehlers in Betrieb geblieben. «Ein junger Arzt ist an den Folgen dieser Nachlässigkeit gestorben», sagte Zied Bouguerra von der Organisation Junge Ärzte (OTJM), die zu dem Streik aufgerufen hatte.
Gesundheitsminister Mehdi räumte unter Tränen ein, dass er über die Panne bei den Aufzügen informiert worden sei. «Der Gesundheitssektor bezahlt die Rechnung für jahrelange Fehlentscheidungen. In allen Krankenhäusern mangelt es an Ausrüstung», sagte er.
Tunesiens Ärzte kämpfen derzeit unter erschwerten Bedingungen und mit begrenzten Ressourcen gegen einen Anstieg der Corona-Neuinfektionen. In dem nordafrikanischen Land wurden über 3300 Todesfälle und fast 100.000 Infektionen registriert.
Die Proteste erfolgen rund zehn Jahre nach dem Ausbruch des Arabischen Frühlings. Die Selbstverbrennung eines tunesischen Gemüsehändlers hatte Ende 2010 die weitreichende Protestbewegung ausgelöst. Am 17. Dezember hatte sich in Sidi Bouzid der junge Mohamed Bouazizi aus Verzweiflung über seine Lage angezündet.