Coronavirus: Dritte Welle rollt über Portugal
Portugal erlebt eine schwere dritte Welle des Coronavirus: Die Regierung zögerte mit der Massnahmen-Verschärfung, das Gesundheitssystem ist bereits am Anschlag.
Das Wichtigste in Kürze
- Portugal verzeichnet neue Corona-Rekorde und eine der höchsten Todesraten Europas.
- Der Regierung wartete lange mit einer Verschärfung der Massnahmen.
- Während sich die neue Mutation weiter verbreitet, ist das Gesundheitssystem am Limit.
Portugal kämpft mit dem bisher schwersten Ausbruch des Coronavirus. Die neue Mutation des Coronavirus aus Grossbritannien breitet sich am Westende Europas mit hoher Geschwindigkeit aus. Während der Corona-Hotspot auf der iberischen Halbinsel neue Rekordwerte verzeichnet, wird die Situation im Gesundheitssystem immer ernster.
Der vergangene Mittwoch war der bisher schwerste Tag in der portugiesischen Epidemie des Coronavirus. Das 10-Millionen-Einwohner-Land verzeichnete über 14'6470 Neuinfektionen und 219 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus an einem Tag.
Gesundheitssystem am Limit
Das Gesundheitssystem arbeitet am Rande des Kollaps: Über 700 am Coronavirus Erkrankte liegen auf den portugiesischen Intensivstationen. Wenige Tage zuvor hiess es noch, dass den Spitälern maximal 672 Intensivbetten zur Behandlung Covid-Patienten zur Verfügung stehen. Das Militär muss zusätzliche Bettenkapazitäten schaffen, berichtet «Portugal News».
Bereits vor den alarmierend hohen Zahlen der vergangenen Tage hatte Portugal eine der höchsten Corona-Todesraten in ganz Europa. Mit der rasant steigenden Zahl an Infektionen dürfte die Zahl noch weiter klettern.
Coronavirus: Der Anstieg kam plötzlich
Bereits seit Anfang des Jahres verzeichnete Portugal hohe Infektionsraten mit rund 10'000 täglichen Fällen. Dennoch wartete die Regierung mit einem Lockdown: Ähnlich wie in der Schweiz waren die Zahlen auf hohem Niveau stabil.
Gleichzeitig stieg der Anteil der ansteckenderen Mutation aus Grossbritannien. Mittlerweile sind laut Gesundheitsministerin Marta Temido rund 20 Prozent der Infektionen auf die Variante zurückzuführen.
Damit kann eine angespannte, aber stabile Situation schnell aus dem Ruder laufen: Von einem Tag auf den anderen wurden über 4000 Infektionen mehr registriert.
Regierung verschläft den Lockdown
Die beobachtende Haltung der portugiesischen Regierung hat sich nicht ausgezahlt: Lange Zeit wartete sie mit einer Verschärfung der Massnahmen zu. Seit Jahresbeginn steigen die Zahlen. Die erste Stufe des Lockdowns Mitte Januar konnte den Anstieg nicht aufhalten.
Erst nachdem die Botschaften aus dem Gesundheitssystem Anfang Woche immer alarmierender wurden, verschärfte die Regierung den Lockdown. Seitdem gleicht das Massnahmenpaket dem der Schweiz: Homeoffice-Pflicht soweit möglich, geschlossene Gastronomie und Sportanalgen. Zusätzlich wurde verboten, den Wohnort ohne triftigen Grund zu verlassen.
Nachbesserung bereits am Folgetag – Schulen geschlossen
Doch die Massnahmen kamen zu spät, um den rasanten Aufstieg der vergangenen Tage zu verhindern: Die Regierung in Lissabon musste bereits am Tag nach der Verschärfung nachbessern. Bis Mitte Februar bleiben alle Schulen geschlossen. Dabei wird auf Homeschooling verzichtet: Die verpasste Zeit soll in den regulären Schulferien kompensiert werden.
Am vergangenen Donnerstag lag die Zahl der Neuinfektionen wieder leicht unter dem Rekord vom Vortag. Dennoch dürfte Portugal die schwerste Phase erst bevorstehen: Der Aufwärtstrend der Hospitalisierungen dürfte sich noch eine Weile fortsetzen und der Anteil der Mutation wird weiter steigen.