Flucht aus Pandschir-Tal wegen Kämpfen zwischen Taliban und Aufständischen

Wegen einer Offensive von Aufständischen gegen die herrschenden radikalislamischen Taliban in Afghanistan sind zahlreiche Zivilisten aus dem Pandschir-Tal im Norden des Landes geflohen.

Taliban-Patrouillim Pandschir-Tal Anfang Mai - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Zivilisten verlassen Widerstandshochburg im Norden Afghanistans.

Die Gruppe Nationale Widerstandsfront (NRF) hatte vergangene Woche eine neue Offensive gegen die Taliban angekündigt. In der Folge verkündeten beide Seiten, Dutzende Kämpfer der Gegenseite getötet zu haben. Zahlreiche Zivilisten ergriffen die Flucht, um der Gewalt zu entgehen.

«Wir konnten nur ein oder zwei Kleidungsstücke mitnehmen», schilderte etwa Lutfullah Bari der Nachrichtenagentur AFP seine Flucht mit Dutzenden anderen Familien. Er und die anderen Flüchtlinge hätten Unterschlupf bei Verwandten rund um die Hauptstadt Kabul gefunden.

Auch Farid Ahmad, Vater von zehn Kindern, sagte, er habe das Pandschir-Tal wegen der dortigen Gewalt mit einigen anderen Einwohnern verlassen. Die Menschen hätten «Angst und fliehen, um ihr Leben zu retten», sagte Aimal Rahimi.

Taliban-Kommandeure im Pandschir-Tal versicherten gegenüber AFP, die Kämpfe in der Region seien beendet. Die Kämpfer der NRF seien in die Berge geflohen, sagte der Chef der Taliban-Eliteeinheit Badri, Abdul Hamid Churasani. Die NRF versicherte hingegen, ihre Offensive werde in den zwölf afghanischen Provinzen fortgesetzt, in denen ihre Kämpfer präsent seien. Dies betrifft insbesondere den Norden des Krisenlandes.

Das Pandschir-Tal ist bekannt als Rückzugsort für Aufständische. In den 80er Jahren wurde dort der Widerstand gegen die sowjetischen Truppen organisiert und auch während der ersten Taliban-Herrschaft über Afghanistan in den 90er Jahren sammelten sich hier Widerstandskämpfer.

Die NRF hatte vergangenes Jahr als letzte afghanische Gruppe Widerstand gegen die Rückkehr der Taliban an die Macht geleistet und dafür Schutz im Pandschir-Tal gesucht. Angeführt wird die NRF von Ahmad Massud, dem Sohn des Taliban-Gegners Ahmad Schah Massud, der als «Löwe von Pandschir» bekannt war und 2001 zwei Tage vor den Terroranschlägen vom 11. September in den USA vom Terrornetzwerk Al-Kaida getötet wurde.