Gewalt in deutschen Badis eskaliert – Polizei muss ran

Immer wieder werden deutsche Badis zum Schauplatz eskalierender Gewalt. Das Personal beklagt ein «untragbares Ausmass der Umstände» – viele melden sich krank.

Im Berliner Columbiabad kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer wieder kommt es in deutschen Badis zu brutalen Schlägereien.
  • Danach melden sich immer mehr Mitarbeitende krank.
  • Ein Berliner Freibad muss deshalb bis auf Weiteres schliessen.

Vielerorts kletterten zuletzt die Temperaturen in die Höhe – teils wurden schon über 30 Grad gemessen. Bei der Hitze hilft für viele nur ein Sprung ins kühle Nass. Doch in einigen deutschen Badis ist ein Bade-Tag derzeit alles andere als erholsam: Es häufen sich Fälle von ausufernder Gewalt.

So kam es Mitte Juni in einem Freibad in Mannheim zu einer Massenschlägerei mit 40 Beteiligten. Auch in Berlin kam es dieses Jahr mehrmals zu eskalierender Gewalt in Badis – letztes Wochenende gleich zweimal.

Angestellte melden sich nach Schlägereien krank

Im Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg wurde ein 20-Jähriger spitalreif geprügelt, weil er eine Minderjährige angesprochen haben soll. Nur wenige Kilometer weiter gerieten im Neuköllner Columbiabad Jugendliche und das Freibad-Personal heftig aneinander. Die Badi musste geräumt und geschlossen werden.

Seither hat das Freibad seine Tore nicht mehr geöffnet. «Das Bad ist derzeit aus betrieblichen Gründen geschlossen», heisst es auf der Webseite. Der Grund: Es fehlen die Mitarbeitenden.

Johannes Kleinsorg, Chef der Berliner Bäder-Betriebe, erklärt, nach solchen Szenen würden sich viele krankmelden. Denn: «Die Menge der Vorfälle und das Verhalten einiger Badegäste stellen eine extreme Belastung dar.» Auf Dauer sei das «so nicht tragbar».

Die Berliner Badis ziehen Konsequenzen: Im Laufe des Sommers sollen mobile Wachen der Polizei für Ordnung sorgen, wie die «Bild» berichtet. Schon jetzt sind in vielen Freibädern externe Security-Firmen angestellt.

Der regierende Bürgermeister Berlins, Kai Wegner, steht der Polizeipräsenz in den Badis jedoch kritisch gegenüber.

«Ich sehe die Überstunden bei der Berliner Polizei, ich sehe die Belastungen bei der Berliner Polizei. Und ich werde nicht jedes Bad mit mehreren Hundertschaften überwachen können», so Wegner. Dennoch will er «nicht dulden, dass kleine Teile unserer Bäder zu rechtsfreien Räumen werden».

Personal berichtet von «psychischem Terror»

Nun kommt nach einem Bericht vom «Tagesspiegel» heraus: Bereits im Juni hatten sich Mitarbeitende in einem Brief an die Führung der Bäder-Betriebe gewandt.

Darin werde «auf das untragbare Ausmass der Umstände» aufmerksam gemacht. Täglich werde die Hausordnung «vorsätzlich missachtet». Mitarbeitern, Frauen und Minderheiten – besonders trans und queeren Menschen – werde immer häufiger Gewalt angedroht.

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«Verbale Attacken, Spucken oder Pöbeln» seien üblich, das Personal werde «bewusst psychisch terrorisiert». Die Bediensteten schreiben demnach von einer «eklatanten Unterbesetzung des Personals». Das Sicherheitspersonal sei überfordert und nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen.

Die Berliner Bäder-Betriebe bemühen sich derweil darum, das Columbiabad so schnell wie möglich wieder zu öffnen.