Jüdisches Museum Hohenems zeigt arabisch-jüdische Geschichte

Das Jüdische Museum in Hohenems (Österreich) eröffnet eine Ausstellung zur arabisch-jüdischen Geschichte.

Das Jüdisches Museum Hohenems in der Villa Heimann-Rosenthal. - Streetview / GoogleMaps

Im Jüdischen Museum in Hohenems (A) hat kürzlich eine Ausstellung zur arabisch-jüdischen Beziehungsgeschichte eröffnet. «Yalla» zeigt die vielfältigen und zahlreichen Begegnungen von arabischen und jüdischen Lebenswelten über die Jahrhunderte. Zentral sind die Werke von sieben jüdischen Künstlerinnen und Künstlern mit arabischen Wurzeln.

Warum fällt es trotz der reichen und vielschichtigen Geschichte arabisch-jüdischer Lebenswelten so schwer, beide Zuschreibungen – arabisch und jüdisch – zusammenzudenken? Diese Frage dient als Ausgangspunkt zur neuen Ausstellung «Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen» im Jüdischen Museum in Hohenems.

Die Ausstellung begegnet dieser Frage auf zwei Arten. Besucherinnen und Besucher können sich in einer «Timeline» über historische Schlüsselmomente in der arabisch-jüdischen Geschichte informieren.

Die arabische Welt trifft auf das Judentum

So werden fruchtbare und produktive Episoden gezeigt. Etwa, als das jüdische Leben in Teilen der iberischen Halbinsel zwischen 912 und 1140 unter muslimischer Herrschaft zwischenzeitlich aufblühte und sich gemäss dem Ausstellungstext «eine vielfältige arabisch-jüdische Kultur» entwickelte. Aber auch spannungsgeladene und konfliktreiche Ereignisse werden thematisiert. Beispielsweise, dass die jüdische Minderheit 1840 in Damaskus für das Verschwinden eines katholischen Priesters verantwortlich gemacht wurde.

In der Folge kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden in vielen arabischen Ländern. Der zweite Erzählstrang in der Ausstellung wird von sieben jüdischen Künstlerinnen und Künstlern mit arabischen Wurzeln geprägt.

Anhand ihrer Werke und verschiedener Themen wie Sprache, Architektur, Musik oder Essen werden arabische-jüdische Berührungen aus Sicht der Künstlerinnen und Künstler gezeigt.

Die Kunst als Brücke zwischen den Welten

Der multimediale Künstler Dor Zlekha Levy etwa zeigt das Werk «Shomer». Darin greift er die architektonischen Strukturen und die Geschichte der Magen Abraham Synagoge in Beirut, Libanon auf.

Während die digitale Rekonstruktion des Gebäudes in einem Film gezeigt wird, sind gleichzeitig die Erinnerungen eines im Libanon geborenen Israeli zu hören. Er spricht über seine Kindheitserinnerungen in Beirut, über die Auswanderung aus dem Libanon und wie er später als israelischer Soldat im ersten Libanonkrieg 1982 in die Stadt zurückkehrte.

Die Künstlerin Dana Flora Levy gibt einen Einblick in das Leben der jüdischen Gemeinde im ägyptischen Kairo.

Erinnerungen an vergangene Zeiten

1950 lebten gemäss dem Film rund 80'000 Jüdinnen und Juden in Ägypten, 2024 nur noch drei. Mitglieder ihrer Familie erinnern sich in der Dokumentation an das Leben in der ägyptischen Hauptstadt.

Zudem ist Musik zu hören, die Levys Vater und seine in Ägypten geborenen Geschwister komponiert haben. Unerwartete Einblicke gibt auch der Künstler Tamir Zadok.

Besucherinnen und Besucher können Zadok begleiten, wie er versucht, Werke des französischen Malers Charduval aufzuspüren. Bei Charduval soll es sich um einen Agenten des israelischen Auslandsgeheimdienstes gehandelt haben, der seine Werke letztlich ausstellte. Offen gelassen wird, was Realität und was Fiktion ist.

Zurück zur Ausgangsfrage: «Mit dem Kolonialismus und dem arabischen Nationalismus sowie mit der israelischen Staatsgründung ist aus einer fruchtbaren Beziehung ein blutiger Gegensatz geworden», sagte Hanno Loewy dazu gegenüber Keystone-SDA.

Aufforderung an die Museumswelt sich Themen anzunehmen

Loewy ist Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems und hat die Konzipierung von Anfang an begleitet. Aus seiner Sicht wäre es «politisch segensreich», wenn es zu einer Wiederentdeckung des arabisch-jüdischen Erbes kommen würde.

In zahlreichen Gesprächen mit Freunden in Israel sei ihm aufgefallen, dass die Erinnerung der arabischstämmigen Juden kaum vorkomme. Und wenn, dann oftmals nur, wie Jüdinnen und Juden aus einigen arabischen Ländern vertrieben wurden.

Auch in der Wissenschaft werde arabisch-jüdisch selten zusammengedacht. «Unsere Ausstellung soll also auch eine Aufforderung an die Museumswelt sein, sich diesem Thema endlich einmal anzunehmen», so Loewy weiter.