Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die Nato wird am Mittwoch über das Getreideabkommen, das Selenskyj wiederaufnehmen will, beraten. In Polen wird ein Panzer-Reparaturzentrum eröffnet.

Ein Nothelfer begutachtet mit einer Taschenlampe die Schäden an einem Wohnhaus nach russischen Raketenangriffen in Odessa. Foto: Jae C. Hong/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Jae C. Hong

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nato wird am Mittwoch über die jüngsten Entwicklungen und den Getreide-Deal beraten.
  • Durch Streumunition sind Medienschaffende beider Seiten verletzt worden.
  • In Polen geht ein Reparaturzentrum für Panzer aus der Ukraine auf.

Auf Bitten der Ukraine beruft Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am kommenden Mittwoch ein Treffen des neuen Nato-Ukraine-Rats ein. Ziel sei es, über die jüngsten Entwicklungen zu beraten und den Transport von ukrainischen Getreide durch das Schwarze Meer zu erörtern, teilte Bündnissprecherin Oana Lungescu am Samstagabend mit. Das Treffen solle auf Botschafterebene stattfinden.

Kurz vor der Ankündigung hatte Stoltenberg mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Stoltenberg teilte danach mit: «Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, aufs Schärfste.» Die Verbündeten stünden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg besuchte Wolodymyr Selenskyj in Kiew. (Archivbild) - keystone

Selenskyj erklärte, er und Stoltenberg hätten über die Umsetzung der beim Gipfel erzielten Vereinbarungen und weitere Schritte zur Integration der Ukraine in das westliche Verteidigungsbündnis gesprochen. Man habe zudem auch notwendige Schritte identifiziert, um den Getreidetransport über das Schwarze Meer zu deblockieren und langfristig zu gewährleisten. Was das für Schritte sind, teilte er allerdings nicht mit.

Russland hatte am vergangenen Montag ein vor einem Jahr geschlossenes Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide übers Schwarze Meer auslaufen lassen, weil nach Darstellung des Kremls Moskaus Forderungen nach Erleichterungen für seinen Agrarexport nicht erfüllt worden sind.

Russische Soldaten auf einem Getreidefeld. - keystone

Die Vereinbarung hatte es der Ukraine seit Sommer vergangenen Jahres ermöglicht, trotz des russischen Angriffskriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel über den Seeweg in andere Länder zu verkaufen. Selbst während des Krieges blieb die Ukraine damit im Jahr 2022 der grösste Weizenlieferant des Welternährungsprogramms.

Beim Nato-Gipfel in Vilnius hatten die 31 Mitglieder des Verteidigungsbündnisses wenige Tage zuvor beschlossen, die Zusammenarbeit mit der Ukraine weiter zu intensivieren und dazu den neuen Nato-Ukraine-Rat etabliert. Zudem wurde ein neues mehrjähriges Unterstützungsprogramm beschlossen.

Selenskyj drängt auf Wiederaufnahme von Getreidelieferungen

Trotz des ausgelaufenen Getreideabkommens mit Russland drängt Selenskyj auf die Weiterführung der Getreideexporte über das Schwarze Meer. «Jede Destabilisierung in dieser Region und die Störung unserer Exportrouten bringt Probleme mit entsprechenden Folgen für alle Menschen auf der Welt mit sich», sagte er am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Der Anstieg der Lebensmittelpreise sei das kleinste Problem dabei.

Medien geraten unter Feuer

Am Samstag wurden in der Ukraine an zwei verschiedenen Orten Medienvertreter verletzt und getötet. Ein russischer Militärkorrespondent kam nach Angaben aus Moskau im Süden des Landes ums Leben. Kurz darauf wurde ein Kameramann der Deutschen Welle im Osten der Ukraine durch russischen Beschuss verletzt.

Streumunition ist international geächtet. Im Ukraine-Krieg wird sie von beiden Seiten eingesetzt. (Symbolbild) - keystone

«Durch Beschuss mit Streumunition vonseiten der ukrainischen Streitkräfte haben vier Journalisten unterschiedlich schwere Verletzungen erlitten», teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Der Korrespondent der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, Rostislaw Schurawljow, erlag demnach auf dem Weg zum Feldlazarett seinen Verwundungen.

Im Osten der Ukraine geriet nach Angaben der Deutschen Welle derweil ein Team des Senders bei Dreharbeiten auf einem Truppenübungsplatz der ukrainischen Armee etwas mehr als 20 Kilometer hinter der Front bei Druschkiwka im Gebiet Donezk unter russischen Artilleriebeschuss. Der Kameramann, Jewhen Schylko, habe Splitterverletzungen durch russische Streumunition erlitten.

Reparaturzentrum für Leopard-Panzer in Polen geht in Betrieb

Ein vom deutschen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) angemahntes Reparaturzentrum in Polen für an die Ukraine gelieferte Leopard-Panzer ist fertiggestellt und in Betrieb genommen worden. Das gab der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Samstagabend bekannt. Die ersten beiden Leopard sind bereits aus der Ukraine im Bumar-Werk eingetroffen, schrieb der nationalkonservative Minister am Samstag auf Twitter.

Was am Sonntag wichtig wird

Russlands Präsident Wladimir Putin empfängt in St. Petersburg den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko zu Gesprächen. Neben Fragen der Wirtschaftskooperation und der gemeinsamen Bekämpfung von Sanktionen geht es auch um Sicherheitsaspekte. Belarus ist der engste Verbündete Russlands. In der Ukraine geht die Gegenoffensive Kiews speziell im Süden des Landes weiter.