Mit 87 an die Peripherie – Papst vor längster Auslandsreise
Zwölf Tage lang wird der Papst in Papua-Neuguinea, Indonesien, Osttimor und Singapur unterwegs sein.
Am anderen Ende der Welt, in der kleinen Gemeinde Vánimo auf der Pazifikinsel Papua-Neuguinea, wird auf dem Fussballplatz gerade eine Bühne gebaut. Abends, wenn das Tagwerk vollbracht ist, beten sie auf dem Dorfrasen noch den Rosenkranz – keineswegs selbstverständlich für ein Land, wo das Christentum erst vor ein paar Jahrzehnten ankam. Aber nächste Woche wird höchster Besuch erwartet: Papst Franziskus.
Viel weiter weg geht es nicht. Aus Rom bis nach Vánimo, was vor mehr als einem Jahrhundert zur deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea gehörte, sind es um die 15'000 Kilometer. Der Fussballplatz ist für Franziskus der am weitesten entfernte Punkt in der bislang längsten Auslandsreise seiner Amtszeit.
Zwölf-Tage-Reise mit Strapazen
Zwölf Tage lang wird das Oberhaupt von etwa 1,4 Milliarden Katholiken unterwegs sein: alles in allem deutlich mehr als 30'000 Flugkilometer. Ausser Papua-Neuguinea geht es nach Indonesien, Osttimor und Singapur. Das ist schon für die deutlich jüngeren Leute in der Delegation aus mehr als hundert Leuten eine Strapaze. Für einen 87-Jährigen, der gesundheitliche Probleme hat, kann das eine Tortur werden.
Trotzdem liess sich Franziskus auch durch wohlgemeinte Ratschläge nicht davon abbringen. Der Pontifex setzt damit um, was er zu Beginn seines Pontifikats versprochen hatte: an die Peripherie zu gehen, an die Ränder – sowohl, was die Gesellschaft betrifft als auch die Geografie. Zur Erinnerung: Seine allererste Reise führte ihn auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa im Mittelmeer.
Seither sind elfeinhalb Jahre vergangen. Mittlerweile ist der Argentinier bei Auslandsreise Nummer 45 angelangt – gleichauf in diesem Zeitraum mit Johannes Paul II., der wegen seiner vielen Flüge auch der «Eilige Vater» genannt wurde. Allerdings besuchte Franziskus im Unterschied zu dem Polen lieber Länder, die keine «klassischen» Ziele für ein Oberhaupt der Katholiken sind.
Für deutsche Gläubige bleibt Belgien und Luxemburg
In Deutschland war Franziskus als Papst noch nie – was wohl so bleiben wird. Immerhin kommt er Ende September in die Nähe, nach Belgien und Luxemburg. Zu den Messen werden auch viele Gläubige aus der Bundesrepublik erwartet. Zuvor aber: Südostasien und Ozeanien. Die Reise sollte eigentlich schon während der Corona-Zeit stattfinden.
Das Programm ist das übliche: Gespräche mit politischen und religiösen Führern der jeweiligen Länder, Treffen mit katholischen Geistlichen und gewöhnlichen Gläubigen, grosse Messen. Mit Rücksicht auf Alter und Gesundheit des Papstes gibt es jeden Tag aber längere Ruhepausen. Zudem hat er rund um die Uhr medizinische Begleitung.
Wegen eines Knieleidens sitzt Franziskus seit einiger Zeit oft im Rollstuhl. Vergangenes Jahr musste er sich einer Operation am offenen Bauch unterziehen. Dann plagte ihn mehrfach Bronchitis. Den ersten Besuch eines Papstes bei einem Weltklimagipfel, im Dezember in Dubai, musste er absagen. Die letzte Auslandsreise – in die Mongolei – liegt somit mehr als ein Jahr zurück. Nur in Italien war er unterwegs, mit dem Hubschrauber.
Ein Vorgänger brach in der schwülen Hitze zusammen
Als Mahnung gilt kundigen Leuten im Vatikan die letzte Auslandsreise von Papst Paul VI., die 1970 ebenfalls nach Ozeanien und Südostasien führte. Für den Italiener – 73 damals – war das schwüle Klima zu viel. Er kollabierte. Bis zu seinem Tod 1978 verliess er Italien nicht mehr. Umso mehr wird nun betont, dass es Franziskus nicht darum gehe, seine körperliche Leistungsfähigkeit zu beweisen, sondern um die missionarischen Verpflichtungen.
Tatsächlich ist die Tour nicht nur eine Reise der Strapazen, sondern auch der Kontraste. In Indonesien leben 241 Millionen Muslime – so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt. Osttimor ist in Südostasien eines von nur zwei Ländern mit katholischer Mehrheit (nach den Philippinen). Der Stadtstaat Singapur gilt vielen als Erfolgsmodell in der Region, Papua-Neuguinea hingegen als Land grosser Armut mit wenig Perspektive.
Grosses Ziel: die Heimat Argentinien
Wenn alles läuft wie geplant, ist Franziskus am 13. September im Vatikan zurück. Was die Reisen angeht, hat er dann noch ein grosses Ziel: seine Heimat Argentinien, wo er seit der Wahl zum Papst nie wieder war. Die offizielle Einladung von Präsident Javier Milei liegt schon vor, obwohl ihn dieser früher als Kommunisten, Dummkopf und Hurensohn beschimpfte. Bei einem Treffen im Vatikan umarmten sich die beiden sogar. Was noch fehlt: der Termin.