Oxfam: 500 Millionen Menschen weltweit droht wegen Corona-Krise Armut
Nach Einschätzung der Hilfsorganisation Oxfam könnte die Corona-Krise eine halbe Milliarde weitere Menschen in die Armut stürzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Hilfsorganisation fordert rasche Einführung der Finanztransaktionssteuer.
Um dies zu verhindern, müsse die Weltgemeinschaft ein «Rettungspaket für alle» in Höhe von 2,5 Billionen Dollar schnüren, forderte die Organisation am Donnerstag. Von der Bundesregierung forderte sie die «überfällige Einführung einer effektiven Finanztransaktionssteuer» zur Finanzierung von Entwicklungshilfen.
Die Corona-Krise könnte den Kampf gegen die Armut laut Oxfam um zehn Jahre zurückwerfen, in einigen Regionen im Nahen Osten und in Afrika sogar um 30 Jahre. Die Organisation bezieht sich auf Erhebungen des King's College in London und der Australian National University, wonach durch die von der Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise eine halbe Milliarde Menschen in die Armut getrieben werden könnte. Dies entspricht einem Achtel der Weltbevölkerung.
Den Berechnungen zufolge würde ein Einkommensrückgang der Haushalte in den betroffenen Regionen um 20 Prozent dazu führen, dass weitere 434 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze von 1,90 Dollar pro Tag rutschen.
«Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie werden vor allem in armen Ländern verheerend sein, wenn G20, Internationaler Währungsfonds und Weltbank nicht schnell ein Rettungspaket für alle auf den Weg bringen», erklärte Marion Lieser, Vorstandsvorsitzende der deutschen Oxfam-Sektion. Die Weltgemeinschaft müsse «Lehren aus der Finanzkrise 2008 ziehen und dafür sorgen, dass nicht nur Unternehmen gerettet werden, sondern die breite Bevölkerung Unterstützung erfährt», fügte sie hinzu.
Mit einem «Rettungspaket für alle» könnten laut Oxfam die öffentlichen Bildungs-, Gesundheits- und sozialen Sicherungssysteme in armen Ländern gestärkt werden. Zudem könnten dann auch arme Staaten sozialstaatliche Massnahmen beschliessen, um ihre Bürger vor den verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise zu schützen.
Nötig sei ein Hilfsprogramm für arme Länder in Höhe von 2,5 Billionen Dollar, wobei eine Billion wie von der UNO gefordert durch Schuldenerlass aufzubringen sei, erklärte Oxfam. Die Organisation rief die Bundesregierung auf, sich bei den G20 und dem IWF für einen umfassenden Schuldenerlass für die Entwicklungsländer und weitere Finanzhilfen einzusetzen. Überdies müsse Deutschland den Etat für die Entwicklungsarbeit auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufstocken. Genutzt werden könnten laut Oxfam die Einnahmen aus der geplanten Finanztransaktionssteuer.