Putin isoliert? Wer noch zu Russland hält – und weshalb

Seit der Einmarsch in die Ukraine versucht der Westen, Russland zu isolieren. Aber manche Freunde halten noch zu Putin. Gründe dafür gibt es viele.

Der syrische Machthaber Baschar al-Assad und Wladimir Putin: Trotz Sanktionen hat Russland noch so manchen Freund in der Welt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland ist heute isolierter als vor dem Ukraine-Krieg.
  • Das Land hat aber noch einige Partner und Freunde.
  • Welche Länder lassen sich noch auf Putin ein? Und warum? Ein Überblick.

«Russland ist international isoliert», heisst es immer wieder. Der Westen lässt Oligarchen, Unternehmen, Produkte und hohe Militärs auf Sanktionslisten schreiben. Putin ist international zur Fahndung ausgeschrieben.

Gleichzeitig scheint immer wieder durch, dass Putins Russland international weniger geächtet wird, als sich so mancher im Westen das wünscht. China beispielsweise hat bis heute den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht verurteilt. Oder da wäre der Iran, der Russland mit Drohnen beliefert. Und sie sind nicht die einzigen Partner Russlands.

Wie viele Freunde hat Putin noch? Und wieso halten sie zu ihm? Diese Fragen hat sich auch die «Zeit» gestellt – und Antworten gefunden.

Die Opportunisten

Manche Staaten wollen bei den Wirtschaftssanktionen des Westens nicht mitziehen, auch, weil sie selbst profitieren. Öl und Gas aus Russland sind derzeit billig zu haben.

Diese Staaten werden als Opportunisten eingestuft. - «Die Zeit» / Datawrapper

Brasilien pflegt enge Handelsbeziehungen zu Russland, kritisiert Sanktionen und setzt auf Vermittlung statt auf Waffenlieferungen. Präsident Lula mach die USA mitverantwortlich für den Krieg. Trotzdem hat Brasilien im Februar bei der UN für einen sofortigen Rückzug russischer Truppen gestimmt.

Auch Kasachstans Präsident Tokajew hält wenig vom Krieg. Dennoch ist er auf Putin angewiesen, um die Oppoisition zu unterdrücken. So eilten ihm im Januar 2022 russische Truppen zuhilfe, um Unruhen in Kasachstan zu zerschlagen. Weiter zählt die «Zeit» Serbien, Thailand und Vietnam zu den sich opportun verhaltenden Staaten.

Die Abhängigen

Eine Reihe ärmerer Länder sind von russischen Getreidelieferungen abhängig, insbesondere in Afrika. Das ist aber nicht alles: In Ägypten und Bangladesch ist Russland laut «Zeit» in den Bau von Kernreaktoren involviert. Das schwer sanktionierte Kuba braucht Öl, im Sudan sind russische Söldner aktiv. Über letztere kommt Russland im Gegenzug an Rohstoffe.

Die Abhängigen finden sich vor allem in Afrika. - «Die Zeit» / Datawrapper

Auch in Libyen, in Nigeria und der in Zentralafrikanischen Republik sind russische Söldner stationiert. Weiter wird Usbekistan zu den von Russland abhängigen Ländern gezählt. Bei der Abstimmung über die Russland-Resolution der UN haben sich fünf von acht enthalten.

Die Militärpartner

Mehrere Länder machen mit Russland Rüstungsgeschäfte oder halten gemeinsame Militärübungen ab. Auf Indien und China trifft beides zu. Beide Länder kaufen zudem günstiges russisches Öl ein. China und Indien sind damit aber keinesfalls gleichzusetzen.

Zu Russlands Militärpartnern zählen mehrere Grossmächte. - «Die Zeit» / Datawrapper

Indiens Premier Modi unterhält gute Beziehungen zu den USA. Zwischen China und den Staaten herrscht dagegen Eiszeit: Handelskrieg, Taiwan, Computerchips, Spionageballons – die Liste an Streitpunkten wird länger. Wie die «Zeit» schreibt, benötigt China Russland als Gegengewicht zu den USA.

Auch Südafrika hat im Februar ein gemeinsames Militärmanöver mit Russland durchgeführt. Die USA wirf Südafrika zudem die Lieferung von Munition an Russland vor. Die Zeitung ordnet auch Algerien und Myanmar zu den Militärpartnern Russlands. Nur letzterer hat sich bei der UN-Abstimmung im Februar nicht enthalten.

Die Verbündeten

Die Liste an echten Verbündeten Russlands ist überschaubar, aber sie besteht weiter. Sie beteiligen sich nicht an Sanktionen und haben gegen sämtliche UN-Resolutionen gestimmt, die den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verurteilen.

Verbündete des Kremls sind rar geworden. - «Die Zeit» / Datawrapper

Der engste Partner Russlands ist Belarus. Über das Land wurden Angriffe gegen die Ukraine durchgeführt und Russland betreibt Militärstandorte in Belarus. Obendrein hat Russland angekündigt, Atomwaffen in Belarus zu stationieren.

Auch der Iran und Nordkorea unterstützen den russischen Angriffskrieg. Der Iran liefert Drohnen, Nordkorea soll Russland eigene Soldaten für den Kampf in der Ukraine angeboten haben.

Venezuela und Syrien versprechen sich von Russland Rückendeckung. Venezuela will sich dem Einfluss der USA über die Region entziehen, der syrische Machthaber Assad braucht Russland für seinen Bürgerkrieg. Weiter werden auch Armenien, Äthiopien, Eritrea, Kirgistan, Mali und Nicaragua zu den russischen Verbündeten gezählt.

Russland-Sympathien vielseitig erkennbar

Eingeflossen in die Einteilung sind mehreren Kriterien. Zu diesen gehören die Handelsbeziehungen zu Russland und das Abstimmungsverhalten bei der Russland-Resolution der UN.

Weiter flossen die Stationierung von russischen Soldaten oder Söldnern in einem Land und gemeinsame Militärmanöver in die Bewertung ein. Auch die Lieferungen von Rüstungsgütern von und nach Russland wurden beachtet. Zudem wurden Äusserungen von Regierungen und die politische Lage in den Ländern hinzugezogen.