Schadstoffe: Behörden in EU ziehen 2024 viele Kosmetika aus Verkehr
Wegen schädlicher Chemikalien wurden in der EU 2024 zahlreiche Kosmetika aus dem Verkehr gezogen. Sie machten 36 Prozent aller gemeldeten Problemprodukte aus.

Wegen schädlicher Chemikalien haben die Behörden in den 27 EU-Ländern im vergangenen Jahr zahlreiche Cremes und Schminkprodukte aus dem Verkehr gezogen. Kosmetika machten nach Angaben der EU-Kommission vom Mittwoch mit 36 Prozent den grössten Anteil der Produkte aus, wegen denen die Behörden 2024 Alarm schlugen.
Die Waren stammten zu einem grossen Teil aus den EU-Ländern selbst, aber auch aus China. Gut drei Viertel der als gefährlich eingestuften Kosmetika wurden in den 27 EU-Ländern sowie Norwegen, Island oder Liechtenstein hergestellt. Dies geht aus einer am Mittwoch vorgestellten Auswertung der Kommission hervor.
Gefahr durch verbotene Duftstoffe
Mit rund 97 Prozent enthielten demnach fast alle der Kosmetikprodukte den in der EU verbotenen Duftstoff BMHCA. Die Chemikalie kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
«Das Problem betrifft nicht nur Unternehmen – Zulieferer oder Hersteller – in China, sondern auch in der Europäischen Union. Und es ist zu weit verbreitet.» Dies sagte der für Konsumentenschutz zuständige EU-Kommissar Michael McGrath am Mittwoch in Brüssel.
Die Kommission werde deshalb auf verstärkte Kontrollen insbesondere im Onlinehandel setzen. Die Behörden gaben neben den Kosmetika zahlreiche Warnungen für Spielzeug, elektronische Geräte, motorisierte Fahrzeuge und Chemieprodukte aus.
Onlinehändler im Visier der EU
Kosmetika ausgenommen, stammte mit knapp zwei Dritteln ein Grossteil der restlichen als gefährlich eingestuften Produkte aus China. Das hänge unter anderem mit dem Erfolg der Onlinehändler Shein und Temu zusammen, die billige Produkte grösstenteils aus China liefern, erklärte EU-Kommissar McGrath.
Die Kommission wolle die Probleme «an der Quelle angehen» und den Dialog mit Behörden, Unternehmen und Produktionsstätten in China verstärken.
Gegen Shein und Temu ermittelt die EU-Kommission bereits wegen möglicher Verstösse gegen Regeln für Verbraucherschutz und Onlineplattformen. Gegen Temu läuft ein formales Verfahren. Brüssel hatte zudem eine Gebühr auf Päckchen von Onlinehändlern ins Spiel gebracht, um die steigenden Kosten für die Kontrollen zu decken.