Schweiz-Kosovaren kontern Corona-Test-Idee: «Wahlpropaganda der SVP»
SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger fordert nach den Feiertagen Corona-Schnelltests für Rückkehrer aus dem Kosovo und anderen Staaten. Diese wehren sich.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Secondos dürften die Feiertage in ihrer Heimat verbracht haben.
- Dutzende Flugzeuge landeten am 2. und 3. Januar in Basel.
- Für diese Rückkehrer fordert SVP-Nationalrätin Sollberger sofortige Corona-Schnelltests.
- Diese wehren sich: Entweder müsse es Tests für alle Rückkehrer geben oder für niemanden.
Über die Feiertage dürften viele Secondos in ihre Heimat gereist sein. Vor allem die grosse kosovarische Diaspora zeigte sich offenbar durchaus reisefreudig. Darauf deuten jedenfalls die Landungen von Flugzeugen aus Pristina.
Allein am 2. Januar landeten am Flughafen Basel fast 50 Flugzeuge aus der kosovarischen Hauptstadt, am 3. Januar waren es noch 25 Maschinen. Auch am Flughafen Zürich setzten in den letzten Tagen dutzende Maschinen aus Pristina auf der Landebahn auf.
Da sich der Kosovo nicht auf der Quarantäne-Liste befindet, dürfen die tausenden Rückkehrer aus Pristina und anderen Städten gleich wieder in ihren Jobs arbeiten und Freunde treffen. Das bereitet manchen Sorgen, so etwa Sandra Sollberger. Die SVP-Nationalrätin fordert sofortige Schnelltests für die Rückkehrer.
«Die Menschen kommen von Ihren Familienfesten aus einem Land zurück, welches sehr hohe Corona Infektionen aufzeigt», begründet die Baselbieterin ihr Anliegen. Der Bund gehe «ein extremes und absolut unverständlich hohes Risiko», wettert sie.
Feiertage im «engsten Familienkreis»
«Wir leben in einem sozialdemokratischen Staat», sagt darauf Blerim Bunjaku, Schweiz-kosovarischer Unternehmer, auf Anfrage von Nau.ch. «Die Forderung, alle Rückkehrer aus dem Kosovo kategorisch einem Test zu unterziehen, ist für mich nur eine weitere Wahl-Propaganda der SVP und sonst nichts.»
Bunjaku selbst sei über Weihnachten und Neujahr nicht in den Kosovo gereist. Er kenne aber viele, die dies «leider» getan hätten. «Die kosovarische Gesellschaft selbst war und ist nicht sehr erfreut über die vielen Besuche über Weihnachten und Neujahr.» Die Feiertage habe die dortige Bevölkerung nur im engsten Familienkreis verbracht.
«Viel vorsichtiger aufgrund der schlechten Wirtschafts- und Medizinlage»
Die offizielle Zahl der Corona-Infizierten ist im Kosovo deutlich tiefer als jene in der Schweiz. Allerdings ist unklar, wie verlässlich diese Zahlen wirklich sind. «Ein grosses Problem der Pandemie im Kosovo ist, dass die Menschen ihre Krankheit verbergen», erklärte Arzt Ilir Arifi aus Bayern im Herbst der «Deutschen Welle», dem Auslandfunk der ARD.
Bunjaku selbst reise aus geschäftlichen Gründen viel in den Kosovo (letztmals im Oktober 2020) und er kenne viele Politiker. Daher könne er das Argument der unzuverlässigen Zahlen entkräften. Die Gesellschaft im Kosovo gehe «aufgrund der schlechten Wirtschafts- und Medizinlage» viel besorgter und vorsichtiger mit dem Coronavirus um, als es in vielen anderen europäischen Staaten der Fall sei.
Die Menschen würden sich an die geltenden Massnahmen halten. So gilt etwa eine allgemeine Maskenpflicht im Freien oder im Auto bei mehr als einem Passagier. Ansonsten drohe eine Busse von 500 Euro.
Zudem würden Besucher von Einkaufszentren vor dem Betreten auf Fieber und Symptome untersucht werden. «Der Kosovo hatte sehr strikte Massnahmen von Beginn an und war für viele europäische Staaten ein Vorbild», so Bunjaku.