Schweizer Waffe für Putin-Bodyguards landet in der Ukraine
Der staatliche russische Personenschutz setzt Maschinenpistolen aus Schweizer Produktion ein. Offenbar kommen die Waffen aber auch in der Ukraine zum Einsatz.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Foto einer Schweizer Waffe in der Ukraine sorgt für Aufsehen.
- Die Firma B&T lieferte 2013 und 2014 dem russischen Personenschutz Maschinenpistolen.
- Wie die Waffen in die Ukraine gelangt sind, ist unklar.
Der russische Präsident Wladimir Putin wird, wo immer er sich in der Öffentlichkeit aufhält, vom staatlichen Personenschutz bewacht. Zur Ausrüstung des Sicherheitspersonals zählen unter anderem MP9-Maschinenpistolen aus Schweizer Produktion.
Wie es scheint, werden diese Waffen aber nicht nur zum Schutz des Staatschefs eingesetzt, sondern womöglich auch im Ukraine-Krieg. Der russische Politiker Dmitri Rogosin (60) postete auf Telegram ein Foto von sich und zwei weiteren Männern.
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Die drei bewaffneten Männer posieren in militärischer Kampfausrüstung auf einem Mohnblumenfeld in der Ukraine. Zum Bild schreibt Rogosin: «Wir sind heute entlang der Frontlinie von Einheit zu Einheit gereist. Die Mohnblumen sind so zauberhaft – hoffentlich bauen sie die Pflanzen nicht für Selenskyj an.»
Dmitri Rogosin ist nicht nur Politiker, sondern auch Anführer der «Zarenwölfe». Dabei handelt es sich um eine prorussische Miliz, die in der Ukraine im Einsatz ist. Der 60-Jährige ist auf der Sanktionsliste der Schweiz.
Thuner Firma lieferte Waffen legal nach Russland
Einer der Kameraden Rogosins trägt eine besagte MP9-Maschinenpistole in der Hand. Herstellerin der Waffe ist das Unternehmen B&T aus Thun BE. Die Firma bestätigt gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Auf dem Bild sieht man eine MP9 oder TP9, die offensichtlich aus unserer Produktion stammt.»
B&T erklärt weiter, man habe 2013 und 2014 100 MP9-Maschinenpistolen für den staatlichen Personenschutz nach Russland geliefert. Das Unternehmen bekräftigt: «Der Export geschah legal und mit Bewilligung des Bundes.»
Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco bestätigt gegenüber der Zeitung: «Der Schutz von Staatsoberhäuptern ist ein legitimer Verwendungszweck von Kleinwaffen.» Hinzu kommt auch, dass Russland zum Zeitpunkt der Waffenlieferungen noch keinen internationalen Sanktionen unterstellt war.
Dies änderte sich mit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im März 2014. Nach 2015 seien keine Kriegsmaterialexporte nach Russland mehr bewilligt worden, so das Seco. Auch das Thuner Unternehmen erklärt, seither nicht mehr mit Russland Geschäfte geführt zu haben.
Wie ist die Waffe in die Ukraine gelangt?
Wie die Waffe, die für den staatlichen Personenschutz vorgesehen war, in der Ukraine gelandet ist, ist unklar. B&T teilt dem «Tagesanzeiger» mit: «Es tut uns sehr leid, dass Waffen aus unserer Produktion im Ukraine-Krieg auftauchen. Dagegen können wir aber nichts tun.»
Das Seco stärkt dem Thuner Waffenhersteller den Rücken. «Sind die Güter einmal ausgeliefert, sind dem Seco die Hände gebunden», heisst es. «Eine missbräuchliche Verwendung kann nie gänzlich ausgeschlossen werden.»
Gut möglich, dass die Maschinenpistole missbräuchlich in der Ukraine gelangt ist – garantiert ist das aber nicht. Die Waffe sei wohl Teil der Lieferungen von 2013 und 2014, so B&T. «Es kann aber auch sein, die Russen sie aus ukrainischen Beständen erbeuteten oder sie über andere Kanäle beschafften.»
Es könnte sich beim Mann, der die Waffe trägt, aber auch für den persönlichen Bodyguard des Politikers handeln. Arbeitet er für den Personenschutz, würde kein Missbrauch vorliegen. Denn: Zu diesem Zweck wurden die Waffen ja nach Russland geliefert. Das Seco erklärt gegenüber der Zeitung, den Fall bisher nicht geprüft zu haben.