Ukraine-Krieg: Neue Fluchtwege vor möglichem Grossangriff einrichten

Im Ukraine-Krieg wird eine russische Grossoffensive erwartet. Jetzt will die Ukraine mehrere neue Fluchtmöglichkeiten für Zivilisten schaffen.

Menschen aus den Regionen Donezk und Luhansk, die von den Separatistenregierungen in der Ostukraine kontrolliert werden, fliehen am 2. April nach Nischni Nowgorod. - Uncredited/AP/dpa/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ukraine und auch der Westen befürchtet einen weiteren russischen Grossangriff.
  • Vorher will die Ukraine mehrere neue Fluchtwege für Zivilisten einrichten.
  • Vor allem Bewohner der Ostukraine sollen evakuiert werden.

In der Ostukraine sollen sich Zivilisten über neue Fluchtkorridore vor einer möglichen russischen Offensive in Sicherheit bringen können. London rechnet derweil im Ukraine-Krieg mit weiteren schweren Attacken auf die zivile Infrastruktur.

Vor dem befürchteten russischen Grossangriff in der Ostukraine sind in den umkämpften Regionen Luhansk und Donezk neun Fluchtkorridore eingerichtet worden. Dies nach Angaben der Regierung in Kiew.

Von den ursprünglich 540'000 Einwohnern Mariupols sind bereits über die Hälfte evakuiert worden. - Maximilian Clarke/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Eine Fluchtmöglichkeit gebe es für Privatfahrzeuge aus der besonders hart umkämpften Hafenstadt Mariupol im Gebiet Donezk. Diese soll in Richtung der Stadt Saporischschja führen. Das teilte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Donnerstag mit.

Acht Korridore in Luhansk Richtung Bachmut

Acht weitere Korridore seien in der Region Luhansk eingerichtet worden – mit vorläufigem Ziel Bachmut. Sie könnten aber nur funktionieren, wenn der Beschuss von russischer Seite eingestellt werde, sagte Wereschtschuk. Zudem solle ein Evakuierungszug aus Pokrowsk über Kiew nach Tschop im Südwesten der Ukraine fahren, hiess es in der Hauptstadt.

Die ukrainische und die russische Seite werfen sich im Ukraine-Krieg immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung der Ortschaften zu sabotieren. Und die Flucht von Zivilisten über die Korridore zu verhindern. Die Routen werden jeden Tag neu angekündigt. Am Mittwoch hatte es keine gegeben.

Russische Soldaten in der ostukrainischen Region Luhansk. - keystone

In den Tagen davor waren immer wieder Fluchtkorridore für die Zivilbevölkerung in umkämpften Städten im Osten der Ukraine eingerichtet worden. Viele Tausend Menschen konnten nach ukrainischen Angaben so bereits flüchten.

Russland hatte zuletzt erklärt, die Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Der von Russland begonnene Krieg dauert bereits seit dem 24. Februar.

Ukraine Krieg: London rechnet mit Angriffen auf städtische Zentren

Grossbritannien erwartet derweil angesichts der wahrscheinlichen russischen Offensive in der Ostukraine weitere schwere Attacken auf die zivile Infrastruktur der Region. «Städtische Zentren waren während des gesamten Konflikts wiederholt rücksichtslosen russischen Angriffen ausgesetzt», erklärte das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag. «Die Städte Kramatorsk und Kostjantyniwka werden wahrscheinlich russische Ziele für ähnliche Gewalttaten sein.»

Kramatorsk ist ein regionales Zentrum für die Evakuierung von Kriegsflüchtlingen im Ukraine-Krieg. Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der Stadt wurden am Freitag mehr als 50 Menschen getötet. Kostjantyniwka liegt südlich von Kramatorsk.

Beim Raketenangriff im Ukraine Krieg auf einen Bahnhof im ukrainischen Kramatorsk kamen 50 Menschen ums Leben. - Keystone

Weiter hiess es, der russische Präsident Wladimir Putin habe deutlich gemacht, dass sein Interesse dem Donbass in der Ostukraine gelte. In Vorbereitung einer neuen Offensive greife Russland die ukrainischen Streitkräfte dort an. Das Verteidigungsministerium in London macht regelmässig Geheimdienstinformationen öffentlich.

«Die Kombination aus grossflächigen Raketen- und Artillerieangriffen sowie Bemühungen, die Kräfte für eine Offensive zu konzentrieren: Dies stellt eine Rückkehr zur traditionellen russischen Militärdoktrin dar.» Allerdings seien dafür enorme Verstärkungen nötig. «Die fortgesetzte Verteidigung von Mariupol durch die Ukraine bindet derzeit eine beträchtliche Anzahl russischer Truppen und Ausrüstung.»