Ukraine-Krieg: Russland spielt sich mit Getreide-Export auf
Monatelang blockierte Russland im Ukraine-Krieg die Häfen. Ein Abkommen ermöglicht nun den Getreide-Export – und dürfte russischen Propaganda-Zwecken dienen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem Abkommen mit Russland kann die Ukraine nun wieder Getreide exportieren.
- Aber auch Russland zieht seine Vorteile aus dem Deal, ist ein Experte überzeugt.
- So will sich der Kreml in Afrika, wo eine Ernährungskrise droht, als Retter aufspielen.
Leichte Entspannung in der Getreide-Krise: Am Montag konnte erstmals seit Kriegsbeginn ein mit Getreide beladenes ukrainisches Schiff den Hafen von Odessa verlassen. Russland und die Ukraine hatten vergangene Woche ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet.
Zuvor blockierte Russland monatelang die ukrainischen Häfen. Millionen Tonnen von Getreide warteten in Odessa und anderen Hafenstädten darauf, ausgeschifft zu werden. Aber wieso hat der Kreml nun plötzlich seinen Kurs geändert?
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Gemäss Russland-Experte Ulrich Schmid könnte die Entscheidung der russischen Regierung auch dazu dienen, das Image des Landes zu verbessern.
Russen mit «Charme-Offensive» im Ukraine-Krieg
«Aussenminister Lawrow hat bereits mit seiner Afrika-Reise eine Charme-Offensive unternommen», erklärt der Professor der Universität St.Gallen. «Und gerade die nordafrikanischen Länder importieren traditionell viel Weizen aus der Ukraine.»
Russland handle im Ukraine-Krieg jeweils so, dass es aus jeder Aktion einen möglichst grossen Vorteil erhalte. Demnach sei der Kreml wohl zum Schluss gekommen, die Getreide-Ausfuhr nütze «den russischen Interessen», meint Schmid.
Abkommen dient auch der Propaganda
So diene das Abkommen wohl auch Propaganda-Zwecken. Der Experte erklärt: «Russland kann sich als Retter in einer drohenden Versorgungskrise aufspielen. Auch wenn es selbst für das Entstehen dieser Krise verantwortlich ist.»
Der Getreide-Frachter aus Odessa soll in der Nacht zum Mittwoch die Türkei erreichen. Dort wird in einem Kontrollzentrum die Ladung überprüft. Dies ist Teil des Abkommens: Russland will so sicherstellen, dass mit dem Getreide nicht auch Waffen für den Ukraine-Krieg geliefert werden.
Anschliessend wird das Schiff die Meerenge Bosporus durchqueren. Die Ladung wird am Mittwoch im libanesischen Hafen Tripoli erwartet.