Wladimir Putin: Bilder von Frontbesuch sollen gar nicht neu sein

Wladimir Putin besuchte die besetzten Ukraine-Gebiete. Spekulationen zufolge ist es aber bloss ein Doppelgänger und die Aufnahmen sollen auch schon älter sein.

Hier soll Wladimir Putin in der Region Cherson aus einem Helikopter aussteigen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Es wird darüber spekuliert, dass ein Putin-Double in die besetzten Gebiete gereist war.
  • Denn dort verzichtete der vermeintliche Kremlchef plötzlich auf die übliche Distanz.
  • Auch der Zeitpunkt der Aufnahmen wird in Frage gestellt.

Selbst als Raketen in der Hauptstadt einschlugen, verliess der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Kiew nicht. Er blieb, lehnte ein Evakuierungsangebot ab und zeigt sich immer wieder nahe der Front oder in eben befreiten Städten. Ganz anders handhabt Wladimir Putin den Ukraine-Krieg: Er meidet die Öffentlichkeit, im Kriegsgebiet zeigte er sich nur äusserst selten.

Am Dienstag besuchte er aber laut dem Kreml Truppen in Cherson und ranghohe Militärs in Luhansk. Um den Besuch zu beweisen, veröffentlicht Moskau ein Video davon. Doch die Bilder laden wiederum zu Spekulationen ein.

Gemunkelt wird, dass die Aufnahmen gar nicht in Cherson gemacht wurden. Doch der Twitter-Account «GeoConfirmed» bestätigt, dass Putin in Schaslyvtseve gefilmt wurde. Diese kleine Stadt befindet sich ganz im Süden der Region Cherson, nahe bei der besetzten Krim.

Hinterfragt wird vor allem der Zeitpunkt der Aufnahme. Putin habe in Cherson gesagt: «Jetzt wird doch bald Ostern sein, ja?» Diese Aussage deutet darauf hin, dass das Video vor dem orthodoxen Osterfest gemacht wurde. Hat er sich hier unabsichtlich verraten?

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat aber eine einfache Erklärung: Das orthodoxe Osterfest werde 40 Tage lang gefeiert. Man befinde sich in der Osterwoche. Die Reise habe nicht vor Ostern stattgefunden.

Double im Einsatz?

Ebenfalls unsicher sind sich Beobachter, ob der gezeigte Mann wirklich Wladimir Putin ist. So wird sein Gesicht teilweise von einer Jacke verdeckt, es gibt keine Nahaufnahmen. Bereits als Putin im März Mariupol besucht haben soll, gab es Gerüchte über ein Double.

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Als verdächtig wird auch die geringe Distanz zwischen dem Kremlchef (oder seinem Double) und seinen Gesprächspartnern angesehen. Treffen von Putin mit Diplomaten oder seinen Ministern finden im Kreml in der Regel an einem langen Tisch statt. Der russische Präsident scheint Distanz aber nur in seinem Regierungssitz, nicht aber in den besetzten Gebieten zu wünschen.

Im März zeigte sich Wladimir Putin plötzlich sehr volksnahe – wenn er es denn wirklich war. - keystone

Dies fiel auch schon in Mariupol auf: Dort schüttelte Putin einfachen Bürgern die Hand, besuchte sie sogar in der Wohnung. Es passt gar nicht zu Berichten, denen zufolge der 70-Jährige als äusserst vorsichtig oder gar als paranoid gelte.