Palmöl-Zertifikate können unerwünschte Nebenwirkungen haben
Eine Analyse unabhängiger Satellitenbilder zeigt: Zertifizierte Palmölplantagen in Malaysia verlieren an Effizienz – mit Folgen für Kleinbauern und Umwelt.

Das Wichtigste in Kürze
- Zertifizierte Palmölplantagen in Malaysia werden weniger effizient.
- Das könnte negative Auswirkungen auf Kleinbauern und die Umwelt haben.
- Ein Team der Universität St. Gallen unter Nina Zachlod analysierte malaiische Ölplantagen.
Eine Analyse unabhängiger Satellitenbilder zeigt eine sinkende Effizienz von Palmölplantagen mit Nachhaltigkeitszertifikat in Malaysia. Das kann Kleinbauern und der Umwelt schaden, wie eine Studie der Universität St. Gallen zeigt.
An und für sich sind Nachhaltigkeitszertifikate eine positive Sache. Laut dem SNF besteht die Gefahr, dass soziale Aspekte vernachlässigt werden. Das gilt, wenn Umweltfragen zu stark oder zu wenig gewichtet werden.
Ein Team der Universität St. Gallen unter Leitung der Doktorandin Nina Zachlod beobachtete malaiische Ölplantagen mittels Satellitenbildern. Wie die Forschenden in der Zeitschrift «Communications Earth & Environment» zeigen, kann die Zertifizierung zu ungeplanten Effizienzeinbussen führen.
Produzenten aus über 100 Ländern sind in einem Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl zusammengeschlossen. Diese Nichtregierungsorganisation hat etwa in Malaysia alle grossen Farmen zertifiziert. Malaysia ist nach Indonesien der grösste Palmölproduzent. Deshalb wählte Zachlod dieses Land für ihre Analyse.
Satellitenbilder zeigen Effizienz von Ölpalmenplantagen auf Borneo
Die Forschenden nahmen den Teil der Plantagen, der sichtbar mit Ölpalmen bepflanzt war, als Massstab für die Effizienz. Sie analysierten frei zugängliche Satellitenbilder der ESA. Damit bestimmten sie die Ölpalmenfläche auf 144 Plantagen in Nordborneo.
Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich von 2017 bis 2023 und auf den Zustand vor, während und nach der Zertifizierung. Fast 50 Prozent der beobachteten Fläche gehörte einem Grossbetrieb, die andere Hälfte kleineren Pflanzern.
Dabei zeigte sich, dass die Ölpalmen-Bedeckung der Flächen ab 2018 stetig abnahm. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Kriterien für die Zertifizierung veröffentlicht. Die Plantagen bereiteten sich mit bestimmten Massnahmen auf die Zertifizierung vor. Diese führten laut Nina Zachlod vom SNF zu einem Effizienzrückgang.
Plantagenbetreiber könnten Anbauflächen erweitern
Das Zertifikat schreibt indessen keine Verminderung der Wirksamkeit vor. Der Effizienzverlust ist gemäss der Studie eine zufällige Folge mit möglicherweise negativen Auswirkungen. Die Plantagenbetreiber könnten deswegen beispielsweise versucht sein, die Anbauflächen zu vergrössern.
«Das ist natürlich nicht der Effekt, den ein solches Zertifikat haben sollte. Zumal die Gefahr besteht, dass Neuanpflanzungen nicht zertifiziert werden», liess sich Nina Zachlod zitieren. Auch kleinere Lieferanten könnten bei einem Produktionsrückgang in eine schwierige finanzielle Lage geraten.
Um dem entgegenzuwirken, schlagen die Studienautorinnen und -autoren vor, die Kriterien der Zertifizierung anzupassen. Bei Ölpalmen könnte man die Richtlinien zum Düngereinsatz überprüfen. Auch die Bewirtschaftung der Plantagen sollte überdacht werden.