NIFFF 2018: Mandy ist ein rauschhafter Trip
Mit «Mandy» entführt der italienisch-kanadische Regisseur Panos Cosmatos den Zuschauer in eine überzeichnete Welt voller Symbolik und seltsamen Figuren.
Das Wichtigste in Kürze
- «Mandy» läuft beim NIFFF 2018 im Rahmen des internationalen Wettbewerbs.
- Der Film ist das visuelle Ebenbild eines Metal-Albums.
- «Mandy» fordert zu Beginn Sitzfleisch, bietet dafür aber eine eigenwillige Stimmung.
Bereits vor der offiziellen Premiere beim diesjährigen Filmfestival in Cannes waren die internationalen Verleihrechte an «Mandy» schnell ausverkauft. Die Erwartungen waren gross, vor allem der Hauptdarsteller Nicolas Cage stand im Fokus der Vermarktung. Es ist zudem der zweite Film des Regisseurs Panos Cosmatos. Er hat mit seinem Debüt «Beyond the Black Rainbow» im Jahre 2010 für Aufsehen bei Zuschauern und Kritikern gesorgt. Mit «Mandy» liefert Cosmatos ein weiteres interessantes Werk nach.
Bilder wie aus einem Metal-Albumcover
Das Pärchen Mandy (Andrea Riseborough) und Red (Cage) lebt fernab von der Zivilisation in einem Wäldchen. Die Idylle wird jäh von einer Gruppe von religiösen Fanatikern gestört. Deren Oberhaupt Jeremiah (Linus Roache) lässt Mandy kidnappen und schliesslich ermorden. Red begibt sich auf die Jagd nach den Sonderlingen.
Dies fasst im Grunde die Geschichte zusammen, welche sich über knapp zwei Stunden erstreckt. Die erste Hälfte schleicht sehr langsam vor sich hin, baut dafür eine sehr eigenwillige Stimmung auf. Die Dialoge sind leider ab und an banal geraten. Hat man hingegen ein Interesse an visuellen Spielereien, findet sich hier das Paradies. Ein Faible für Power- und Death Metal sowie Fantasy-Elemente sollte zudem ebenfalls mitgebracht werden. Einige der Kostüme und Schauplätze sehen aus, wie einem entsprechenden Album-Titelbild entnommen.
Eine Hommage an das Kino der 80er
Teilweise mutet das Ganze arg klischeehaft an: Es gibt ein selbst geschmiedetes Schwert sowie merkwürdige Gestalten im Stile der Zenobiten aus «Hellraiser». «Mandy» ist aber auch eine Hommage an die Action- und Trashfilme aus den 80ern. Dazu kommt eine Inszenierung mit Anlehnung am Surrealismus, den italienischen Giallo-Krimis und weiteren Einflüssen des übernatürlichen Kinos. Garniert wird das Ganze mit einigen heftigen Gewaltausbrüchen und tollen Kameraeinstellungen.
Die erste Hälfte dürfte sich für einige als Prüfstein erweisen. Es gibt einige lange Kameraeinstellungen und Szenen, bei denen wenig passiert. Dafür beginnt ab der zweiten Hälfte der Abstieg in den Wahnsinn. Sobald Cage die Sau rauslässt, gibt es sowieso kein Halten mehr. Entgegen aller Vermutungen gehört Cage für eine lange Zeit zu den normaleren Charakteren des Films. Freunde seines übertriebenen Schauspiels kommen aber dennoch auf ihre Kosten.
Fazit
«Mandy» ist ein äusserst eigenwilliger Film und darf als eine Art Reise des Protagonisten in den Abgrund angesehen werden. Es braucht eine Weile, bis sich alles entfaltet, der Film wirkt durch seine Laufzeit bisweilen langatmig. Optisch ist das Ganze eine Wucht und auch die minimale, mit lauten Gitarrenklängen durchzogene Musik des verstorbenen isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson passt hier auf die Ohren wie die Axt ins Gesicht. Ein visuelles Erlebnis der anderen Art.
★★★★☆
Die englischsprachige Vorschau zu «Mandy».