Coronavirus-Hotline des Bundes läuft heiss
Gestern wurde im Tessin der erste Coronavirus in der Schweiz nachgewiesen. Wir informieren Sie im Ticker über die Neuigkeiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern wurde im Tessin der erste Schweizer Coronavirusfall bestätigt.
- Das BAG hat seit dem 30. Januar eine Helpline zum Thema eingerichtet.
- Wir halten Sie im Ticker auf dem Laufenden.
Seit dem 30. Januar hat der Bund eine Coronavirus-Helpline in Betrieb. Insgesamt gingen Stand gestern Abend 7309 Anrufe ein – 1370 alleine gestern. Die Anrufer würden sich hauptsächlich über Reisehinweise in andere Länder informieren wollen, sagt Céline Klauser, Mediensprecherin bei Medgate. «Insbesondere Norditalien und der asiatische Raum interessieren.»
Panik seitens der Bevölkerung verspüre man bisher noch keine. «Die Anrufenden sind teilweise verunsichert und wollen eine konkrete Auskunft, was sie tun können oder worauf sie sich achten müssen.»
Die Mitarbeiter der Hotline würden dann die Informationen des BAG weitergeben: Beachtung der Hygienemassnahmen wie Hände mit Wasser und Seife oder Desinfektionsmittel waschen, Niesen oder husten in Papiertaschentuch oder in Armbeuge, Vermeidung Kontakt mit Personen, die Atembeschwerden oder Husten haben, Meidung grösserer Menschenansammlungen.
«Die Anrufer sind dadurch in den allermeisten Fällen beruhigt», so Klauser.
Epidemiologe hält BAG für zu unvorsichtig
Die Daten, die die Epidemienforscher zum Coronavirus hätten, zeigten, dass mit einer globalen Pandemie zu rechnen sei, sagte Althaus in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Und die Sterblichkeit sei höchstwahrscheinlich massiv höher als bei einer saisonalen Grippe.
Es gehe aber nicht nur um die zu erwartenden Todesfälle, sondern auch um die drohende Überlastung der Spitäler. Deshalb müsse die Schweiz mit beträchtlichen Konsequenzen für die Gesundheit, die Wirtschaft, die Mobilität und das gesellschaftliche Leben rechnen.
Keine Immunität
Das Gefährliche beim neuen Coronavirus sei, dass es keine Immunität in der Bevölkerung geben. Das könne dazu führen, dass sich vielleicht 30, 40 Prozent oder noch mehr Leute ansteckten. In einem Worst-Case-Szenario könnten das bis zu 30'000 Tote bedeuten.
Althaus kritisiert das BAG scharf. Die Aussage, die Gefährlichkeit des Virus sei etwa so hoch wie bei einer saisonalen Grippe, sei absurd. Sie basiere nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Fast alle internationalen Experten, darunter auch die WHO, sähen das komplett anders.
Er habe den Eindruck, das man in der Schweiz akzeptiert habe, dass man eine Ausbreitung nicht mehr stoppen könne, sagte Althaus weiter. Das wäre gefährlich. Denn durch eine Verlangsamung würde man Zeit gewinnen, um den Anstieg der Patientenzahlen in den Spitälern besser zu verkraften.
Auch Spitäler besorgt
Dass es in den Spitälern zu Engpässen kommen könnte, glaubt auch Andreas Widmer, stellvertretender Chefarzt und Leiter der Abteilung für Spitalhygiene am Universitätsspital Basel. Schnelle Tests seien nötig. Die Kantone müssten flächendeckend alle Personen mit Verdacht auf den Coronavirus testen und die Infizierten sofort separieren, sagte Widmer in einem Interview mit «20 Minuten».
Hinzu komme, dass die Symptome des neuen Virus sich nicht von einer normalen Grippe unterschieden und so eine Erkennung noch schwieriger sei. Er sei gespannt, wie die flächendeckenden Tests im Tessin in Anbetracht dieser Schwierigkeiten umgesetzt würden. Das sei medizinisch wie logistisch eine Herkulesaufgabe.
Grenzschliessungen und Kontrollen brächten nichts. Das Wichtigste seien die schnellen Tests. Die Kantone stünden in der Verantwortung. Und sie seien laut Gesetz auch dazu befugt, Massnahmen zu ergreifen.
BAG will Panik verhindern
Die Ansteckung eines 70-jährigen Mannes im Tessin mit dem Coronavirus sei momentan ein Einzelfall, sagte Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit, gegenüber der Sendung «10vor10». Derzeit bestehe keinerlei Gefahr.
Koch empfiehlt der Bevölkerung, sich an die grundlegenden Hygiene-Regeln zu halten. Dazu gehöre, sich regelmässig die Hände zu waschen und bei Husten den Ellenbogen oder Papiernastücher zu benutzen. Wer krank sei, gehöre nicht in die Öffentlichkeit und schon gar nicht an den Arbeitsplatz, sagte Koch.