Bei Migros und Coop: Ärmere können sich Gemüse weniger leisten

Grundnahrungsmittel kosten fast 20 Prozent mehr als vor einem Jahr. Kunden bei Migros, Coop und Denner achten deshalb stärker auf Aktionen und Budget-Produkte.

Wer weniger im Portemonnaie hat, reduziert bei Früchten und Gemüse, sagt Caritas Schweiz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Grundnahrungsmittel wie Butter und Zucker kosten fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Laut Migros, Coop und Denner achten Kunden nun stärker auf Aktionen und Budget-Artikel.
  • Besonders stark setzt die Teuerung Armutsbetroffenen zu.

Laut dem Vergleichsdienst Comparis kosteten Grundnahrungsmittel im März 2023 bis zu 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders bei Margarine, Speisefetten und -ölen, Zucker und Butter ist der Aufpreis beträchtlich.

Das spüren auch die Schweizer Supermärkte. «Die Lage auf dem Beschaffungsmarkt bleibt angespannt», berichtet etwa die Migros auf Anfrage von Nau.ch. Auch Denner bestätigt: «Aktuell erleben wir nach Jahren der sinkenden Preise eine in der Schweiz lange nicht mehr gekannte Teuerung».

Migros: Kunden kaufen mehr Budget-Produkte

Das zeigt sich auch im Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden, bestätigen die Detailhändler. «Wir spüren eine erhöhte Nachfrage nach unseren Prix-Garantie-Produkten im Tiefpreissegment», schreibt etwa Coop auf Anfrage.

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Nein, ich muss nicht auf die Preise achten.
29%

«Es wird häufiger zu preiswerten Artikeln der Denner-Eigenmarken sowie Aktionsartikeln gegriffen», bestätigt auch Denner. Auch die Migros beobachtet eine Tendenz zum Kauf von M-Budget-Produkten und Produkten, die im Angebot sind.

Schwierig für Armutsbetroffene

Caritas Schweiz macht sich aufgrund der Preiserhöhungen vor allem Sorgen um Armutsbetroffene oder armutsgefährdete Menschen. «Für sie fallen diese Preisanstiege stark ins Gewicht. Denn sie geben fast ihr ganzes Geld für Essen, Wohnen und Gesundheit aus», erklärt Mediensprecherin Lisa Fry.

Vom Betrag her würden ärmere Haushalte zwar weniger Geld hergeben. Anteilsmässig am Einkommen sei es aber fast doppelt so viel wie der Durchschnittshaushalt. «Das heisst, dass sie sich stärker auf Grundnahrungsmittel fokussieren müssen. Und entsprechend stärker unter Preissteigerungen bei diesen Produkten leiden», so Fry.

Das Caritas-Logo gesehen an der Fensterscheibe des Caritas-Markts in Zürich. Manche können sich nun einige Produkte, die sie bisher in der Migros, Coop oder Denner gekauft haben, nicht mehr - keystone

Betroffene müssten sich nun noch mehr überlegen, was sie überhaupt kaufen können. Und oftmals verzichten. «Gewisse spezielle Dinge und Lebensmittel, die sie sich vorher ab und zu leisten konnten, kommen jetzt gar nicht mehr infrage.» Dies erklärt Fry.

Konkret: «Sie müssen oft den Einkauf von Obst und Gemüse reduzieren.»

Höhepunkt überschritten

Vonseiten der Migros gibt es aber wenigstens ein Stück weit Entwarnung: «Mit der Entspannung auf dem Energiemarkt fallen die Preise teilweise bereits wieder.» Der Höhepunkt der Preissteigerungen dürfte bald überschritten sein.