Coop: Mega-Wunschliste für Weihnachten setzt Eltern unter Druck

Schon jetzt macht der Detailhandel auf Weihnachten – Coop zum Beispiel verschickt ein Heftli mit Wunschliste für Kinder. Das sorgt für Kritik.

Mit diesem Heftli von Coop können sich Kinder eine Mega-Wunschliste zusammenstellen. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Coop schickt Eltern ein Heftli mit Weihnachts-Wunschliste – dabei auch Luxus-Spielzeug.
  • Experten erklären, dass dies ein «alter Verkaufstrick» sei.
  • Coop verteidigt sich: Das Heftli diene zur Inspiration.

Mitte Oktober – und schon schneien die ersten Weihnachtskataloge in die Briefkästen. Viele Detailhändler beginnen immer früher mit der Werbung für das Weihnachtsgeschäft. Aus gutem Grund: Letztes Jahr wurde in der Schweiz mehr Geld für Weihnachtsgeschenke ausgegeben als je zuvor.

Auch die neuste Beilage der Coop-Zeitung wirbt schon jetzt für die Weihnachtszeit. Mit dem Titel «Magische Geschenkideen» werden auf mehreren Seiten Spielzeuge angeboten.

Zu jedem der Spielzeuge gibt es passende Kleber. Diese können die Kinder verwenden, um ihre Wunschliste zusammenzustellen. Unter dem Titel «Das wünsche ich mir» gibt es nicht weniger als 12 Felder für die Kleber. Und das gleich in doppelter Ausführung.

Zudem: Auf der letzten Seite der Beilage zeigt Coop die «Hits unterm Baum». Darunter ein Plüschtier für 19.95 Franken, aber auch ein Lego-Auto für sage und schreibe 399 Franken.

Eltern werden unter Druck gesetzt

Das Heftli sorgt für Kritik. Für Philipp Frei, Geschäftsführer der Budgetberatung Schweiz, ist die Situation klar: «Es ist natürlich mehr ein Marketing-Tool als eine Dienstleistung für die Eltern.»

Dass die Werbung für das Weihnachtsgeschäft schon jetzt anlaufe, zeige, wie viel Geld im Weihnachtsgeschäft zu verdienen sei, so Frei.

Konsum-Experte Christian Fichter schätzt die Lage ähnlich ein: Mit solchen Werbeaktionen würden sich die Erwartungen der Kinder erhöhen und somit auch «der Druck auf die Eltern» steigen.

Philipp Frei von der Budgetberatung ergänzt: «Mit Weihnachten sind sehr viele Emotionen verbunden. Wenn man sich die Werbungen anschaut, sieht man vollgestopfte Tische, riesige Berge von Geschenken und lauter glückliche Menschen.»

Das würden natürlich auch Kinder sehen, und entsprechend gross seien dann ihre Erwartungen: «Für viele Familien ist das aber nicht die Realität. Familien mit tieferen Einkommen können dies nicht bieten. Das ist eine grosse Belastung und trübt für viele die Festtage», so Frei weiter. Dies würde man kurz vor Weihnachten auch auf den Beratungsstellen merken.

Kindermarketing bei Coop: «Alter Trick»

Zum teuren Lego-Auto meint Konsum-Experte Fichter: «Das ist ein alter Verkäufer-Psychotrick. Damit wird die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für die nächst günstigeren Geschenke angehoben.» Reines Marketing also.

Das sieht auch Frei so: «Die Händler versuchen, hohe Ausgaben zu normalisieren. Wer das Gefühl hat, andere geben so viel Geld aus, gibt selber tendenziell auch mehr aus.»

Umfrage

Bist du ein Fan von Weihnachten?

Ja.
15%
Ja, aber nicht im Oktober.
43%
Nicht wirklich.
42%

Kindermarketing sei grundlegend moralisch zu hinterfragen, sagt Fichter: «Es wird Werbung gemacht, die sich direkt an Kinder richtet, um deren Konsumwünsche zu aktivieren und zu steuern.»

«Beilagen werden geschätzt»

Coop-Mediensprecher Thomas Dinzler erklärt gegenüber Nau.ch: «Unsere Kunden schätzen den Spielwarenkatalog zur Einstimmung für die bevorstehende Weihnachtszeit.»

Die Beilage diene als Inspiration auf die bevorstehenden Weihnachtseinkäufe und zeige zugleich das grosse Spielwaren-Sortiment, welches Coop seinen Kunden biete.

Coop würde sich mit der Beilage nach den Bedürfnissen der Kunden richten. «Für Coop ist es wichtig, dass die Kunden die Wahlfreiheit haben. Und so früher oder später Produkte für Weihnachten bei Coop einkaufen können.»

Bei Kindern erfreue sich das Auswählen und Einkleben der Wunsch- und Lieblingsprodukte grosser Beliebtheit.